31.7. | Oray

18.00/20.30

In der Ehe von Oray (Zejhun Demirov) und Burcu (Deniz Orta) kriselt es gewaltig. Oray ist daran nicht unschuldig, viel Zeit verbringt er mit seinen Freunden, trinkt und kifft. In seiner Wut spricht er eines Tages die islamische Scheidungsformel talaq aus. Nach islamischem Recht muss Oray jetzt seine Frau für mindestens drei Monate verlassen. Er zieht aus dem heimischen Hagen nach Köln und schließt sich dort der Gemeinschaft des Imams Bilal (Cem Göktas) an. Der predigt eine besonders konservative Auslegung des Korans, seiner Ansicht nach ist die Scheidung bereits vollständig vollzogen. Hundertprozentig im muslimischen Mikrokosmos siedelt der Regisseur Mehmet Akif Büyükatalay seinen Film an. Die jungen Männer, die er zeigt, suchen nach einem Platz im Leben und nach einem tieferen Sinn des Daseins. Den gibt ihnen oft der Koran, doch was genau gibt er ihnen? Und vor allem: Wer interpretiert den Glauben und wer stellt die Regeln auf? Büyükatalay bietet eine differenzierte Schilderung der muslimischen Subkulturen Deutschlands. Gleichzeitig ist „Oray“ ein stark vom männlichen Blick geprägter Film. Das Geschlechterverhältnis hinterfragt der Regisseur nicht wirklich. Frauen kommen nur als treusorgende Wesen vor, die ihre Männer unterstützen. Und dass nur der Mann das Recht besitzt, die „talaq„-Scheidung auszusprechen, wird auch nicht weiter thematisiert. Dennoch ist „Oray“ bemerkenswert und sehenswert. Filme über Muslime gibt es einige. Filme, die von und mit ihnen gedreht werden, sind selten und das ermöglicht tiefe Einblicke in eine Welt, die im deutschen Kino und auch Fernsehen zumeist ignoriert wird.

Deutschland 2019, Regie: Mehmet Akif Büyükatalay, Darsteller: Zejhun Demirov, Cem Göktas, Deniz Orta, ohne Altersangabe, 97 min