18.00/20.30
Eine Wohnung. Eine Familie und ein paar Nachbarn. Es könnte fast eine deutsche Wohnung sein, wenn da nicht der Blick durchs Fenster wäre. Der zeigt nur Tod und Verwüstung, denn die Wohnung befindet sich in Damaskus, mitten im syrischen Bürgerkrieg. Der belgische Regisseur Philippe Van Leeuw inszeniert ein Kammerspiel, bei dem das gewalttätige Äußere des Bürgerkrieges ungemein intensiv nach innen dringt. Die Handkamera folgt den Bewohnern durch die Zimmer. Bei schweren Einschlägen in der Nachbarschaft flüchten alle in einen Innenraum ohne Fenster. Und die Bedrohung rückt noch näher. Räuber dringen in das Haus ein und vergewaltigen die Nachbarin. Die Familie bekommt alles mit und kann doch nicht einschreiten, ohne selbst massakriert zu werden. Schuldzuweisungen versagt sich der Film, Perspektiven oder Hoffnung gibt es ebenso wenig. „Innen-Leben“ schildert das Schicksal zusammengewürfelter Menschen in einer extremen Bedrohungssituation. Das erschütternde Kammerspiel beeindruckte zutiefst bei der diesjährigen Berlinale und gewann den Panorama-Publikumspreis.
Belgien/Libanon 2017, Regie: Philippe Van Leeuw, Darsteller: Hiam Abbass, Diamand Abou Abboud, Juliette Navis, ab 12, 86 min