
18.00/20.30
Wogen- und windumtost steht der Leuchtturm auf einer einsamen Felseninsel vor der Küste Neuenglands. Wir schreiben die 1890er Jahre und begleiten die beiden Leuchtturmwärter während ihrer vierwöchigen Schicht. Die beiden könnten nicht gegensätzlicher sein. Hier der alte Seebär Thomas Wake (Willem Dafoe) mit Rauschebart und Pfeife, sauflustig und herrisch, dort sein junger Gehilfe Ephraim Winslow (Robert Pattinson). Über die enge Wendeltreppe zerrt der die Ölfässer hoch zum Lichtsignal, schwitzend schaufelt er Kohlen in den bollernden, gefräßigen Ofen. Dazu gilt es, die ständigen Erniedrigungen des Alten zu ertragen, mit dem er sich Tisch und Schlafkammer teilt. Abends, mit jedem Tropfen Alkohol, fallen die Hemmungen. Die Männer prügeln sich, kommen sich in Suff und Nervenkrieg aber auch näher. „Der Leuchtturm“ ist der zweite Spielfilm des US-Amerikaners Robert Eggers. Mit diesem apokalyptischen Kammerspiel ist Eggers ein visuelles Meisterwerk gelungen. Der in Schwarz-Weiß gedrehte Film erinnert an die frühen Tonfilme Ende der 1920er Jahre – dank einer alten Kameratechnik mit einem fast quadratischen Bildformat. Das lässt die enge, unheilvolle Kulisse auf der Leuchtturminsel noch klaustrophobischer wirken. Die Kamera taucht in ein Wechselbad von Licht und Schatten, fährt über zerfurchte Gesichter und weit aufgerissene Augen. Ein düsteres Psychodrama mit zwei großartig aufspielenden Hauptdarstellern, in dem der frühere „Twilight“-Vampirschönling Robert Pattinson endgültig sein Image als Teenie-Schwarm über Bord wirft.
USA/Kanada 2019, Regie: Robert Eggers, Darsteller: Willem Dafoe, Robert Pattinson, ab 16, 109 min, schwarz-weiß