5.4. | Die Hände meiner Mutter

18.00/20.30

Die Hände meiner MutterDie Erinnerung überkommt ihn ganz plötzlich bei einer Familienfeier. Dabei ist Markus glücklich verheiratet und Vater eines vierjährigen Sohnes. Aber nach und nach fällt ihm wieder ein, wie sich seine Mutter einst an seinen Bettrand setzte und ihn zu unangenehmen Intimitäten zwang. Wenn Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs werden, sind die Täter meist im engen Umfeld zu finden, der Erzieher, der Onkel oder der eigene Vater. Aber die Mutter? Unvorstellbar! Und doch gibt es diese Fälle. Der Hamburger Regisseur Florian Eichinger wagt sich in „Die Hände meiner Mutter“ an das Tabu-Thema heran. Entsprechende Szenen mit einem Kind zu drehen aber wäre problematisch gewesen. Florian Eichinger löste es anders, auf sehr kluge Art. Sein Hauptdarsteller Andreas Döhler spielt in Rückblick-Sequenzen selbst das Kind. Ein Verfremdungseffekt, der hervorragend funktioniert. “Ich bleibe da auch mit der Kamera recht weit von weg. Man ahnt mehr, was passiert, als dass man es jetzt ganz konkret sieht“, erklärt Eichinger. Mit „Die Hände meiner Mutter“ gelingt ihm ein beklemmender, aber auch wahrhaftiger, fesselnder und im Kern optimistischer Film. Optimistisch im Sinne von Ermutigung, sich von den schwarzen Löchern in der eigenen Biographie nicht verschlucken zu lassen.

Deutschland 2016, Regie: Florian Eichinger, Darsteller: Andreas Döhler, Jessica Schwarz, Katrin Pollitt, ab 12, 106 min