18.00/20.30
Sechs junge Leute unterschiedlicher Herkunft, Religion und Gesellschaftsschicht mitten in Paris. Sie streifen einzeln durch die Stadt, aber ab und zu treffen sie sich, in der U-Bahn und anderswo. Sie tauschen nur Blicke und wenige Worte. Eines verbindet sie, der Hass auf das kapitalistische System. Und auch ihr Vorhaben. Gerade haben sie überall in der Stadt Sprengsätze deponiert, die demnächst hochgehen werden. Dann fliehen sie gemeinsam in ein Kaufhaus. In dem schallisolierten Gebäude konsumieren sie hemmungslos und lassen es so richtig krachen, die Hightech-Stereoanlage gibt es ja frei Haus. Der Regisseur Bertrand Bonello präsentierte diesen zugleich zynischen wie mysteriösen Film zur falschen Zeit am falschen Ort. Im August 2016, nach den Terror-Attentaten von Paris und Nizza, wollte in Frankreich keiner etwas hören von einer Gruppe junger Leute, die eine Anschlagsserie vorbereiten. Da half es dem Filmemacher wenig, glaubhaft versichern zu können, er habe die Idee zu diesem Film bereits fünf Jahre vorher im Kopf gehabt und sein Werk sei keineswegs eine Reaktion auf die islamistischen Anschläge der letzten Zeit. Bonello geht es ganz allgemein um die sich verloren und abgehängt fühlende Jugend der Seine-Metropole in einer Atmosphäre zwischen Aufruhr und Verzweiflung. Und er setzt gezielt auf die eigentliche Provokation des Films: Bombenleger im Konsumrausch, die gewalttätigen Systembekämpfer liegen am Ende mit Schampus und Kaviar in Schaumbädern und Wasserbetten.
Frankreich 2016, Regie: Bertrand Bonello, Darsteller: Finnegan Oldfield, Vincent Rottiers, Hamza Meziani, ohne Altersangabe, 130 min