6.5. | Als wir träumten

18.00/20.30

als-wir-traeumtenAnfang der 1990er Jahre: Die fünf Halbstarken Pitbull, Rico, Paul, Dani und Mark leben in dem etwas heruntergekommenen Wohnviertel Leipzig-Ost. Die DDR, der Staat, in dem sie aufgewachsen sind, hat sich ins Bermuda-Dreieck der Geschichte verabschiedet. Die zuvor engmaschig sozialisierten Jungen Pioniere mit absehbarer Zukunft sind in ein Lebensvakuum gestürzt. Für eine kurze Zeit werden sie zu orientierungslosen Nacht- und Tagedieben ohne verwertbare Vergangenheit und mit noch sehr unklaren Vorstellungen über das, was die Zukunft ihnen bringen soll. Der Autor Clemens Meyer hat diese Generation im Übergangsland Ostdeutschland in seinem gleichnamigen und halb-biographischen Buch hervorragend beschrieben. Der Regisseur Andreas Dresen, ebenfalls mit reichlich DDR-Erfahrung ausgestattet, setzt diesen Roman nun kongenial in packende Filmbilder um. Kraftvoll, wild und zärtlich geht Dresen an die Sache heran. Die Nachwendezeit birgt neue Freiheiten, aber auch neue Gefahren. Die Jungs-Clique hält zusammen, eröffnet einen Techno-Club, prügelt sich mit Neo-Nazis, kämpft mit Drogen und Eifersucht, Desillusionierung und Verrat. Ein fulminanter Film über eine entregelte Zwischenzeit, in der für eine Weile alles möglich schien. Atemberaubend rasantes Hochgeschwindigkeits-Kino, das bei der diesjährigen Berlinale voll einschlug – die deutsche Antwort auf Danny Boyles „Trainspotting“ von 1996.

Deutschland 2015, Regie: Andreas Dresen, Darsteller: Joel Basmann, Merlin Rose, Julius Nitschkoff, ab 12, 117 min