6.6. | Stronger

18.00/20.30

Im April 2013 explodierten zwei Bomben im Zielbereich des berühmten Boston-Marathons. Drei Menschen starben, hunderte wurden zum Teil schwer verletzt. Die tagelange und schließlich erfolgreiche Jagd auf die Täter war wenig später das Hauptthema des Films „Patriot Day“. Der Titel deutet bereits an, worum es hier hauptsächlich ging, nämlich die Verhaftung der Terroristen als patriotischen Erfolg zu feiern. Der Regisseur David Gordon Green geht in seinem Film „Stronger“ einen ganz anderen Weg. Jeff Bauman (Jake Gyllenhaal) steht an der Ziellinie des Marathons und verliert durch den Anschlag beide Beine. Er kann jedoch einen der Attentäter identifizieren und das macht ihn von einem Tag auf den anderen zum Nationalhelden. Das Problem dabei: Jeff verabscheut es, ein solcher zu sein. Er verkörpert überhaupt das absolute Gegenprogramm eines Helden. Seinen Job als Verkäufer in einem Großhandelsunternehmen füllt er maximal mittelmäßig aus und seine Freizeit verbringt er in seiner Stammkneipe mit den immer gleichen Kumpels bei immer gleichen Diskussionen über das lokale Baseball-Team Boston Red Sox, das für typische bostonians ein Teil ihrer DNA ist. Das Licht der patriotisierten Öffentlichkeit ist Jeff extrem unangenehm, zum Beispiel wenn er vor großen Sportereignissen mit der US-Flagge in der Hand in seinem Rollstuhl in die Arena geschoben wird, um eine Stärke zu suggerieren, die er gar nicht besitzt. Wie Jeff Bauman mit diesem Zwiespalt umgeht, mit der Diskrepanz zwischen seiner nun öffentlichen Person und seinen inneren Gefühlen, davon erzählt David Gordon Green in seinem zurückhaltenden und nachdenklichen Film. Beeindruckend.

USA 2017, Regie: David Gordon Green, Darsteller: Jake Gyllenhaal, Tatiana Maslany, Miranda Richardson, ab 12, 119 min