18.00/2030
Der Anlass des „Gemetzels“ ist zwar schmerzhaft für den Beteiligten, aber an sich doch eher banal. Bei einer Rauferei im New Yorker Stadtpark schlägt ein Jugendlicher, eigentlich noch ein Kind, einem Schulfreund mit einem Ast ohne große böse Absicht zwei Zähne aus. Die Eltern des Opfers tauchen bei denen des Täters auf und fordern eine Entschuldigung. Eigentlich ist die Sache bereits aus der Welt geschafft, da verselbständigt sich die Auseinandersetzung und artet in einen grundsätzlichen Streit aus, der sich gewaschen hat. Ein Wort gibt das andere, der geflossene Whisky tut ein übriges. Jeder fällt auf einmal über jeden her, die vorher festgefügten Fronten Ehepaar gegen Ehepaar lösen sich auf. Beide Frauen (Jodie Foster und Kate Winslet) rechnen plötzlich mit ihren Männern ab (Christoph Waltz und John C. Reilly). Der aufgestaute Frust vieler Ehejahre bricht sich Bahn und reißt die dünne Schicht der anerzogenen Zivilisiertheit mit sich fort. Die französische Theaterautorin Yasmina Reza blickt in ihren Stücken immer wieder hinter die Fassade bürgerlicher Kultiviertheit und lässt diese durch banalste Anlässe einstürzen, so auch in ihrem Konversationsstück „Der Gott des Gemetzels“. Roman
Polanski hat dieses nun mit einer Starbesetzung verfilmt. Polanski ist ein Meister solcher intimer Psychodramen. Es gibt fast nur einen Schauplatz in diesem Film, ein Wohnzimmer mit 80 Minuten Streiterei in Echtzeit – und das großartig verfilmt.
Frankreich 2011, Regie: Roman Polanski, Darsteller: Kate Winslet, Christoph Waltz, Jodie Foster, John C. Reilly, ab 12, 85 min