18.00/20.30
Dokumentationen sind seit einigen Jahren im Kino sehr oft zu sehen. Mal geht es um Frauenrechte, mal um die eigene Familiengeschichte oder auch um die Klimaveränderung Der deutsche Filmemacher Marten Persiel und seine Ko-Autorin Aisha Prigann haben sich für ihr Science-Fiction-Roadmovie-Doku-Drama ein ausgeklügeltes Erzählkonzept ausgedacht, um auf das bedrohliche Artensterben aufmerksam zu machen. Sie siedeln ihre Geschichte im Jahr 2054 an. Die drei Freunde Ben (Noah Saavedra), Cherry Jessamine-Bliss Bell) und Fini (Paul G. Raymond) leben in einer sterilen, durchdigitalisierten Welt, Pflanzen und Tiere sind größtenteils ausgestorben. Eines Tages erfahren sie, dass die Welt einst sehr viel bunter, vielfältiger und vor allem lebendiger war. Den Ausschlag dafür gibt das Bild einer Giraffe, das die drei in Erstaunen versetzt. Also machen sich die jungen Leute auf eine Reise in die Vergangenheit. Die wird umrahmt von einer märchenhaften Geschichte, von einer alten Märchentante erzählt und anhand eines altmodischen Buches in Kapitel aufgeteilt. Es tauchen Nachrichtenschlagzeilen auf, außerdem gibt es Interviews mit realen Wissenschaftlern, darunter der Meteorologe Prof. Mojib Latif. Inszenatorisch ist die Collage aus Fiktion und Fakten sowie dem Kontrast einer künstlichen, lebensfeindlichen Zukunft und einer noch bunten Gegenwart nicht nur gewagt, sondern auch spannend. Leider geht mit den Filmemachern manchmal der missionarische Eifer ein bisschen durch, auch fehlt es zuweilen an der rechten Glaubwürdigkeit der fiktionalen Handlung. Dass die drei Protagonisten einen alten Benz aus den 1990er Jahren fahren, gleichzeitig aber noch nie eine Giraffe gesehen haben, kann nicht so richtig überzeugen. Dennoch: Wir sehen beeindruckende Bilder, hören einen atmosphärisch dichten Sound und vor allem gibt es die hoffnungsfrohe Botschaft, dass es noch nicht zu spät ist.
Deutschland/Niederlande 2021, Regie: Marten Persiel, Darsteller: Noah Saavedra, Jessamine-Bliss Bell, Paul G. Raymond, ab 12, 93 min