8.1. | Das Forum

18.00/20.30
Wer ist Klaus Schwab? Nur die wenigsten dürften seinen Namen kennen. Dabei ist der deutsche Wirtschaftswissenschaftler derjenige, der 1971 die European Management Conference gründete, aus der im Jahre 1987 das Weltwirtschaftsforum hervorging. Schwab konnte nicht ahnen, dass 50 Jahre später globale Führungskräfte aller Schattierungen seine Konferenz im schweizerischen Davos besuchen würden. Justin Trudeau, Donald Trump, Jair Bolsonaro und Angela Merkel standen in den letzten beiden Jahren auf der Gästeliste. Als erstem unabhängigen Filmemacher war es Marcus Vetter vergönnt, die beiden Konferenzen 2018 und 2019 mit der Kamera zu begleiten. Klaus Schwab ist immer noch dabei und seine Idealvorstellung nach wie vor glasklar: Für die weltweite Verbesserung der Lebensumstände sollen alle zusammenarbeiten, nicht nur Politiker und Wirtschaftsmanager, sondern auch Künstler, Historiker und andere Geisteswissenschaftler. Die Fähigkeit zum aufmerksamen Diskurs, zum Zuhören, zum Reden und Redenlassen fordert Schwab dabei von sich und allen anderen. So kommt es zum Beispiel zum Gespräch zwischen dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und der Geschäftsführerin von Greenpeace International Jennifer Morgan. Ob bei derartigen Begegnungen wirklich etwas herauskommt, das ist eine der Fragen, um die Marcus Vetter in seinem Film kreist. Es gibt da gehörige Zweifel, so bezeichnete der irische Sänger Bono das Treffen im winterlichen Davos einmal abfällig als Ansammlung von „fat cats in the snow“. Auch das Übergewicht von Wirtschaftsvertretern stößt bei so manchem Kritiker übel auf, jenen Wirtschaftsvertretern, die das Treffen maßgeblich finanzieren. Für Klaus Schwab und seine Mitstreiter ist das seit einem halben Jahrhundert ein überaus zweischneidiges Schwert und ein Balanceakt zugleich. Regisseur Vetter taucht tief ein in diese Welt der Begegnungen der Mächtigen und beleuchtet nicht nur die Themen, die sie verhandeln, sondern wie sie sie verhandeln. Und er zeigt, wie durch Kommunikation zwischen Menschen mit unterschiedlicher Meinung doch Veränderungen möglich werden – wenn auch nur in ganz kleinen Schritten.

Deutschland/Schweiz 2019, Regie: Marcus Vetter, Dokumentarfilm, ohne Altersangabe, 115 min, deutsch/englisch/portugiesisch/chinesisch u.a. (mit deutschen Untertiteln)