8.3. | Was man von hier aus sehen kann

18.00/20.30

In Kooperation mit der Volkshochschule Bremerhaven
im Rahmen der Literarischen Wochen 2023

Selma (Corinna Harfouch) hat eine besondere Gabe. Die alte Frau kann den Tod vorhersagen. Jedesmal, wenn ihr im Traum ein Okapi, eine Waldgiraffe, erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort. Wen das Schicksal jeweils ereilen wird, das weiß man allerdings nicht. So befürchten sämtliche Einwohner des kleinen Dorfes im Westerwald immer wieder das Schlimmste. Alle verfallen in wilden Aktionismus: Letzte Vorbereitungen werden getroffen, Geheimnisse enthüllt, Geständnisse gemacht, Liebe erklärt. Bis dann Gevatter Tod seine Arbeit getan hat und allenthalben wieder Ruhe einkehrt. Diese groteske Dauersituation ist eingebettet in eine Rahmenhandlung mit der eigentlichen Hauptfigur des Films. Das ist Luise (Luna Wedler), die Enkelin Selmas. Über einen Zeitraum von 30 Jahren begleitet sie die Kamera in ihrem Leben voller Liebe, Trauer, Verlust und Erwartung. Der Regisseur Aron Lehmann hat sich in seinem aktuellen Werk die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Mariana Leky vorgenommen. Lehmann spitzt das schon reichlich schräge Buch noch mehr zu. Es gibt blutige Schockmomente ebenso wie anrührende Liebesszenen. Über allem steht die Märchenhaftigkeit der Inszenierung – ein Dorf als skurrile Welt, in der keine Gesetze der Logik existieren, dafür aber die Macht der Intuition und Vorhersehung. Eine Tragik-Komödie, die tieftraurig und witzig zugleich sein kann und die Grenzen des realistischen Erzählens weit hinter sich lässt.

Deutschland 2022, Regie: Aron Lehmann, Darsteller: Corinna Harfouch, Luna Wedler, Karl Markovics, ab 12, 103 min

Zur 18-Uhr-Vorstellung gibt es eine Einführung
von Silke Siedenburg (Kommunales Kino Bremerhaven)