8.6. | Im Strahl der Sonne

18.00/20.30

Im Strahl der Sonne

Eine Dokumentation über und vor allem in Nordkorea zu drehen, ist eigentlich völlig unmöglich. Dem in der heutigen Ukraine geborenen Regisseur Vitaly Mansky gelang es dennoch, nach zähen Verhandlungen eine Einreisegenehmigung zu bekommen. Er berichtet über das Leben einer dreiköpfigen Familie in Beruf und Privatleben. Selbstredend ist alles vom Regime inszeniert. Nur in ganz wenigen Momenten gelang es Mansky, wirklich unabhängig und unbeobachtet zu drehen. Ansonsten wird das idealisierte Leben der Familie vorgestellt, die Arbeit der Eltern in der Fabrik und das traute Zusammenleben in einer schönen Dreizimmer-Wohnung. Doch Mansky schaffte es, das gesamte Filmmaterial der kontrollierten Dreharbeiten heimlich außer  Landes zu schmuggeln und so zu montieren, dass die Inszenierung überdeutlich wird. Da sieht man den Vater das koreanische Nationalgericht Kimchi preisen – und sieht die Szene noch einmal und noch einmal sowie die Belehrung der achtjährigen Tochter durch einen Partei-Offiziellen, sich gefälligst natürlich zu verhalten, wie zuhause sozusagen. Die Fassade des Potemkinschen Dorfes ist mit Händen zu greifen und entsprechende Proteste des nordkoreanischen Regimes ließen nach der Filmpremiere auch nicht lange auf sich warten. Die wahren Missstände des nordkoreanischen Lebens kann der Film zwar fast gar nicht zeigen, doch die Tragik dieses Landes unter der Fuchtel der Diktatur wird dennoch überdeutlich. „Im Strahl der Sonne“ wirft ein kleines, aber eindringliches Schlaglicht hinter die Fassade des am meisten abgeschotteten Landes dieser Welt.

Russland/Nordkorea 2015, Regie: Vitaly Mansky, Dokumentation (Original mit Untertiteln), ohne Altersangabe, 90 min