18.00/20.30
Was soll man von diesem Film halten ? Selten, vielleicht noch nie, hat ein Berlinale-Gewinner bei Publikum und Kritikern derartige Kontroversen ausgelöst. Die Berliner Morgenpost meinte einen „rumänischen Nackt-Schocker“ gesehen zu haben, andere reagierten mit Kopfschütteln, Ekel, Unglauben. Bei der Pressevorführung verließen Rezensenten scharenweise den Saal. Die übrigen, die blieben – applaudierten am Schluss. „Touch Me Not“ ist ein Film über die Intimität und die Angst davor. In einer Gruppentherapie lernen Behinderte und Nichtbehinderte einander zu berühren. Die äußerlich völlig gesunde Laura tut sich extrem schwer damit. Sie kommt sich in ihrem eigenen Körper wie eine Fremde vor. Der an Muskelschwund leidende Christian hingegen fühlt sich wohl mit seinen von der Krankheit verformten Gliedmaßen und ist stolz auf seine Sexualität. Die Kamera lässt nichts aus bei der intimen Beobachtung der Teilnehmer. Das verstörte die einen und trieb sie aus dem Kinosaal. Für andere, die den Film, erst irritiert und dann beglückt, zu Ende gesehen haben, wurde er zu einem Erlebnis, das den Blick weitet und eine völlig neue Perspektive auf Sexualität eröffnet. Diese ganz unterschiedlichen, ja gegensätzlichen, Zuschauerreaktionen polarisieren. Es möge sich jeder selbst ein Urteil bilden.
Rumänien 2018, Regie: Adina Pintilie, Darsteller: Laura Benson, Christian Bayerlein, Tomas Lemarquis, ab 16, 125 min