9.11. | Mittagsstunde

18.00/20.30

Ingwer Feddersen (Charly Hübner) ist Dozent an der Kieler Universität. Der 47-jährige verließ einst sein Heimatdorf Brinkebüll; er wollte lieber studieren als den Gasthof seines Großvaters übernehmen. Nun sind seine „Olen“ auf Hilfe angewiesen und Ingwer beschließt, zunächst einmal für ein Jahr, zurückzukehren. Doch den Ort seiner Kindheit erkennt er kaum wieder. Keine Schule mehr, kein Tante-Emma-Laden, die Störche sind verschwunden und auf den Feldern wächst nur noch Mais. In den 1970ern begann dieser Niedergang, als nach der Flurbereinigung erst die Knicks und dann die Vögel verschwanden, als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben. Regisseur Lars Jessen hat sich für seinen Film den gleichnamigen Bestseller von Dörte Hansen vorgenommen. Raffiniert verwebt er die persönliche Geschichte der Familie Feddersen mit der Strukturveränderung auf dem Land und die Flurbereinigung mit der Abnabelung eines jungen Mannes, den es vom Dorf in die große Stadt zieht. Charly Hübner spielt diesen plattdeutsch sprechenden Hochschullehrer mit einer faszinierenden Hingabe. Überfordert von der Aufgabe, die demente Großmutter zu pflegen und gleichzeitig den Großvater davon zu überzeugen, seinen alten Gasthof endlich aufzugeben, wächst er wieder hinein in die immer kleiner werdende Dorfgemeinschaft, die er einst verließ. Die hier auftauchenden schrägen Gestalten sind mit großer Sympathie gezeichnet und stehen ohne jede nostalgische Verklärung für ein Leben, das es so nie mehr geben wird. Dieser wunderbar sanftmütige Film zeigt aber, dass man es nicht vergessen sollte.

Deutschland 2022, Regie: Lars Jessen, Darsteller: Charly Hübner, Rainer Bock, Gabriela Maria Schmeide, ab 12, 93 min

18 Uhr : Plattdütsch mit hochdeutschen Untertiteln / 20.30 Uhr : Hochdeutsch