18.00/20.30
Irgendwo in Südostpolen im Sommer des Kriegsjahres 1943. Der junge deutsche Soldat Guido (Jonas Nay) ist wegen des Hörens „undeutscher“ Jazzmusik strafversetzt worden. Der einsame Militärposten unweit eines kleinen Dorfes ist kein angenehmer Ort für ihn und da trifft es sich gut, dass er die schöne Bauerstochter Franka (Urzula Bogucka) kennenlernt. Die Avancen des jungen Deutschen scheinen ihr zu gefallen, obwohl ihr Herz eigentlich an dem Rangierlok-Heizer Romek (Filip Piotrowicz) hängt. Als Romek eines Tages im Wald ein verletztes jüdisches Mädchen (Maria Semotiuk) aufliest und ihr hilft, unentdeckt zu überleben, verkompliziert sich die Lage weiter. Der polnische Regisseur Michal Rogalski schildert das Beziehungsgeflecht zwischen vier jungen Menschen, die ohne ihr Zutun in ein brutalst mögliches Umfeld geworfen werden. Die Ostfront mit ihren erbarmungslosen Kämpfen zwischen Wehrmacht und Roter Armee ist zwar weit weg, die Andeutungen des Grauens sind jedoch überdeutlich. Und wenn Romeks Lok zur Desinfektionsrampe nach Auschwitz beordert wird, dann wissen alle Beteiligten, was das bedeutet. Der Kontrast zu den malerischen Landschaftsaufnahmen, den sonnendurchfluteten Feldern und klaren Seen könnte kaum größer sein. Es scheint, als zöge an einem schönen Sommertag allmählich, doch unaufhaltsam ein Sturm herauf, ohne Möglichkeit für die Protagonisten ihm zu entkommen. „Unser letzter Sommer“ präsentiert ein durchaus typisches Coming of Age-Szenario, allerdings eingebettet in eine Umgebung, in der Krieg, Gewalt und Terror herrschen. Aus diesem Gegensatz zieht dieser Film seine Faszination.
Polen/Deutschland 2015, Regie: Michal Rogalski, Darsteller: Jonas Nay, Filip Piotrowicz, Urzula Bogucka, Maria Semotiuk, ab 12, 100 min