18.00/20.30
in Verbindung mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, Außenstelle Bremerhaven
Juni 1940, die deutsche Wehrmacht steht vor Paris. Georg (Franz Rogowski) entkommt im letzten Moment nach Marseille. Im Gepäck hat er die Hinterlassenschaft des Schriftstellers Weidel, der sich aus Angst vor seinen Verfolgern das Leben genommen hat. Ein Manuskript befindet sich unter den Unterlagen, Briefe, vor allem aber ein Transitvisum nach Mexiko. Georg nimmt in Marseille die Identität Weidels an, versucht eine der wenigen Schiffspassagen zu ergattern. Da begegnet er der geheimnisvollen Marie (Paula Beer). Und die ist keine andere als Weidels Frau, genauer gesagt eine Witwe, doch vom Tode ihres Mannes ahnt sie nichts. Marie nähert sich Georg an und auch der ist ihrem mysteriösen Charme bald verfallen. Der Film des Regisseurs Christian Petzold erzählt von einem Dasein zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Er begleitet seine Akteure eine Weile auf ihrer Reise ins Ungewisse mit all ihren Irrungen und Wendungen. „Transit“ ist aber vor allem eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Anna Seghers aus dem Jahre 1942, den Petzold ins Hier und Jetzt überträgt. Er verfilmt die literarische Vorlage sehr werkgetreu und lässt die Handlung gleichzeitig in einem Marseille spielen, das wie die Stadt von heute aussieht. Zwar sind Papiere und Briefe in altdeutscher Schrift zu sehen, ein Reisepass mit der Aufschrift Deutsches Reich. Aber alles spielt in einer Umgebung voller graffiti-übersäter Häuserwände und Burger-Buden, zwischen denen modern uniformierte Polizisten in Kampfmontur Jagd auf Flüchtlinge machen. Durch diesen einfachen wie genialen Kunstgriff vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart in unauflöslicher Weise. Geflüchtete von damals treffen auf Geflüchtete von heute. Den Transit von 1940 gibt es, in anderer Form, auch 2018.
Deutschland/Frankreich 218, Regie: Christian Petzold, Darsteller: Franz Rogowski, Paula Beer, Matthias Brandt, ab 12, 101 min