
18.00/20.30
Am Abend des 19. Februar 2020 erschoss der 43-jährige Tobias Rathjen in Hanau innerhalb von zwölf Minuten neun Menschen mit Migrationsgeschichte und anschließend in seiner Wohnung in Kesselstadt seine Mutter und sich selbst. In seinem Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk“ blickt Marcin Wierzchowski aus der Perspektive der Freunde und Hinterbliebenen der Opfer auf die Ereignisse. Über vier Jahre hinweg hat der Regisseur sie mit und ohne Kamera begleitet. Der Film zeigt, wie unterschiedlich die Betroffenen mit ihrer Trauer umgehen. Die einseitige und vorbehaltlose Fokussierung auf die Sichtweise der Opfer ist sehr bewusst gewählt, sie ist quasi eine kinematographische Verlängerung des Hashtags „SayTheirNames“, der um die Welt gegangen ist. Wierzchowski macht es sich auch zur Aufgabe, strukturellen Rassismus offenzulegen – das Sondereinsatzkommando, das in der Nacht das Haus des Täters stürmte, wurde später aufgelöst, weil die Hälfte der Beamten in rechtsradikalen Chatgruppen unterwegs war. Eine einfühlsame Dokumentation über Trauer und Trauma und über den Kampf für Gerechtigkeit.
Deutschland 2025, Regie: Marcin Wierzchowski, Darsteller: Cetin Gültekin, Sedat Gübru, Piter Minnemann, ab 6, 132 min