1.3 | Immer Ärger mit Harry

40 Jahre Kommunales Kino Bremerhaven
10 Filme aus 40 Jahren
Im März präsentieren wir:

18.00/20.30

Der kleine Archie entdeckt am Waldrand die Leiche des titelgebenden Harry. Die Aufregung im nahegelegenen Dorf ist groß, verursacht der überraschende Fund doch einigen Bewohnern ein schlechtes Gewissen. Schließlich glauben mehrere Personen gleichzeitig, für das Dahinscheiden Harrys verantwortlich zu sein. In munterer Folge wird die Leiche ein- und wieder ausgegraben, bis ein Arzt endlich die mysteriöse Todesursache aufdecken kann. Basierend auf einem Roman des Briten Jack Trevor Story und angesiedelt in Vermonts schönster Herbstlandschaft schildert der Alt- und Großmeister Alfred Hitchcock mit feinfühliger Ironie die Aufregungen in der Dorfgemeinschaft. Als den englischsten seiner amerikanischen Filme bezeichnete Hitchcock einmal diese schwarzhumorige Posse. Die Produktionskosten wurden extrem niedrig gehalten, da Hitchcock begründete Bedenken hatte, ob der Film in den USA überhaupt ein Publikum finden würde. Dies war dann auch nicht der Fall. Zum Glück konnten sich die Zuschauer in England und Frankreich für die Geschichte begeistern.

USA 1956, Regie: Alfred Hitchcock, Darsteller: Edmund Gwenn, Mildred Natwick, John Forsythe, Shirley MacLaine, 99 min

Und hier gerne noch der Hinweis :

Alfred trifft Agatha : Mord im Orientexpress
Schauspiel im Stadttheater, Großes Haus
(10.3. / 16.3. / 19.3. / 24.3. / 26.3. / 29.3.)

8.3. | Was man von hier aus sehen kann

18.00/20.30

In Kooperation mit der Volkshochschule Bremerhaven
im Rahmen der Literarischen Wochen 2023

Selma (Corinna Harfouch) hat eine besondere Gabe. Die alte Frau kann den Tod vorhersagen. Jedesmal, wenn ihr im Traum ein Okapi, eine Waldgiraffe, erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort. Wen das Schicksal jeweils ereilen wird, das weiß man allerdings nicht. So befürchten sämtliche Einwohner des kleinen Dorfes im Westerwald immer wieder das Schlimmste. Alle verfallen in wilden Aktionismus: Letzte Vorbereitungen werden getroffen, Geheimnisse enthüllt, Geständnisse gemacht, Liebe erklärt. Bis dann Gevatter Tod seine Arbeit getan hat und allenthalben wieder Ruhe einkehrt. Diese groteske Dauersituation ist eingebettet in eine Rahmenhandlung mit der eigentlichen Hauptfigur des Films. Das ist Luise (Luna Wedler), die Enkelin Selmas. Über einen Zeitraum von 30 Jahren begleitet sie die Kamera in ihrem Leben voller Liebe, Trauer, Verlust und Erwartung. Der Regisseur Aron Lehmann hat sich in seinem aktuellen Werk die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Mariana Leky vorgenommen. Lehmann spitzt das schon reichlich schräge Buch noch mehr zu. Es gibt blutige Schockmomente ebenso wie anrührende Liebesszenen. Über allem steht die Märchenhaftigkeit der Inszenierung – ein Dorf als skurrile Welt, in der keine Gesetze der Logik existieren, dafür aber die Macht der Intuition und Vorhersehung. Eine Tragik-Komödie, die tieftraurig und witzig zugleich sein kann und die Grenzen des realistischen Erzählens weit hinter sich lässt.

Deutschland 2022, Regie: Aron Lehmann, Darsteller: Corinna Harfouch, Luna Wedler, Karl Markovics, ab 12, 103 min

Zur 18-Uhr-Vorstellung gibt es eine Einführung
von Silke Siedenburg (Kommunales Kino Bremerhaven)

15.3. | Holy Spider

18.00/20.30

Maschhad ist mit mehr als drei Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Iran und gilt als heiliger Ort, besucht von unzähligen Pilgern und Touristen. Dort ereignete sich Anfang der 2000er Jahre einer der spektakulärsten Kriminalfälle der iranischen Geschichte. 16 Mal schlug der sogenannte „Spinnenmörder“ zu – so genannt, weil er seine Opfer, allesamt Straßenprostituierte, zunächst in seine Wohnung, sein „Netz“, lockte, bevor er sie erwürgte. Die Protagonistin in „Holy Spider“, die Journalistin Rahimi (Zarah Amir Ebrahimi) kommt zur Recherche über die Mordserie aus Teheran nach Maschhad. Immer wieder stößt sie bei ihren Nachforschungen auf den Straßen und in den Behörden auf Widerstände und Vorbehalte. Die zweite Hauptfigur ist der Killer. Der Film porträtiert ihn mit bemerkenswerter Nähe, man könnte fast sagen einfühlsam, obwohl sein Morden explizit und drastisch dargestellt wird. „Holy Spider“ zeichnet ein differenziertes Bild des von seiner Mission überzeugten Mörders. Der nach außen ganz normale, liebevolle Familienvater Saeed spürt bei seinen nächtlichen Streifzügen „Sünderinnen“ auf und tötet sie – im Namen Gottes und völlig zurecht „reinigt“ er damit in seinen Augen die heilige Stadt. Und doch ist er zugleich ein Getriebener, ein unverarbeitetes Trauma aus seiner Zeit im Krieg zwischen Iran und Irak deutet das zumindest an. Der in Dänemark lebende gebürtige Iraner Ali Abbasi fächert in seinem Film das Bild einer bis in die Tiefen zerrütteten Gesellschaft auf. Allgegenwärtig sind die Zeichen des Unrechts im Namen von Religion und „Anstand“, die menschenverachtende Bigotterie und der Hass auf Frauen. Abbasis Film blickt in die Abgründe eines Landes, in dem ungezügelter Frauenhass zum Teil der Staatsräson geworden sind.

Iran 2022, Regie: Ali Abbasi, Darsteller: Zarah Amir Ebrahimi, Mehdi Bajestani, Arash Ashtiani, ab 16 , 117 min

22.3. | The Banshees of Inisherin

18.00/20.30

„Ich mag dich nicht mehr“ sagt der bullige Colm (Brendan Gleeson) zu seinem besten Kumpel Padraic (Colin Farrell). Dabei hatten die beiden Freunde bisher nahezu jeden Abend gemeinsam im Pub zugebracht, bei ein paar Pints und mehr oder weniger tiefsinnigen Gesprächen. Padraic ist dementsprechend schockiert und verlangt nach Aufklärung. Doch Colm verweigert sich komplett. Mehr noch, solle sich Padraic ihm auch nur in irgendeiner Weise nähern, werde er sich jedesmal selbst einen Finger abschneiden, einen nach dem anderen. 1923 trägt sich diese skurrile Geschichte zu, auf der kleinen Insel Inisherin vor der irischen Westküste. Hier gibt es mehr Tiere als Menschen und die einzigen Orte für den Austausch der spärlichen Neuigkeiten sind der örtliche Pub und die einsame Poststation. Die Staatsmacht besteht aus der Existenz eines korrupten und des öfteren betrunkenen Polizisten, ansonsten bestimmt die uneingeschränkte Obrigkeit der katholischen Kirche, wo es langgeht. Der Regisseur Martin McDonagh erzählt seine Geschichte über Freundschaft, Verrat und Einsamkeit vor dem Hintergrund des irischen Bürgerkrieges Anfang der 1920er Jahre, eingebettet in die einzigartige Landschaft der irischen Arainn Islands. Wenig überraschend, dass auch der reichhaltige Genuss des landesüblichen tiefschwarzen Gerstensaftes eine tragende Rolle spielt…

Irland 2022, Regie: Martin McDonagh, Darsteller: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon, ab 16, 109 min

29.3. | Die Frau im Nebel

18.00/20.30

Ein passionierter Hobby-Bergsteiger stürzt in den Tod. Schnell deutet alles auf einen tragischen Unfall hin. Doch der ermittelnde Polizist Hae-joon (Park Hae-il) hat seine Zweifel. Stattdessen gerät die junge Witwe des Toten in sein Visier. Ist die aus China nach Korea geflohene Altenpflegerin Seo-rae (Tang Wei) vielleicht eine gewiefte Mörderin? Im Laufe der Ermittlungen kommen sich Hae-joon und die mysteriöse Chinesin näher und das wird für den verheirateten und in einer Fernbeziehung lebenden Polizisten zum Ritt auf der Rasierklinge. Der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook erzählt in seinem 13. Spielfilm eine Liebes- und Trennungsgeschichte, die in ein spannendes Noir-Krimi-Rätsel eingebunden wird. Regisseur Park: „Ich wollte einen Detektiv schaffen, der ein ganz gewöhnlicher Mensch mit einem ganz normalen Leben ist ohne extreme Charakterzüge oder Probleme. Hae-joon ist so eine Figur.“

Südkorea 2022, Regie: Park Chan-wook, Darsteller: Park Hae-il, Tang Wei, Lee Jung-hyun, ab 16, 139 min