6.9. | Der Mieter

40 Jahre Kommunales Kino Bremerhaven
10 Filme aus 40 Jahren – Im September präsentieren wir:

18.00/20.30

Der verschüchterte und verachtete Junggeselle Trelkovsky (Roman Polanski) bezieht eine Pariser Altbauwohnung. Diese Wohnung ist nicht nur schäbig, sondern hat auch eine überaus beklemmende Vergangenheit. Die Vormieterin hatte sich kurz zuvor aus dem Fenster in den Tod gestürzt. Ein Alptraum beginnt für den sensiblen, kleinen Angestellten. Mit schleichender Konsequenz übt die Aura seiner Vormieterin einen unheilvollen Einfluss auf ihn aus. Trelkovsky beginnt in ihrer Welt zu leben, benutzt ihre Kleidung und ihre Kosmetika. Eines Tages springt er selbst in den Hof. Der Regisseur Roman Polanski, kurz zuvor in seine Wahlheimat Frankreich zurückgekehrt, verfilmte mit „Der Mieter“ einen Roman von Roland Topor und übernahm gleichzeitig auch die Hauptrolle. Ein raffinierter, mit surrealistischen Mitteln gestalteter Psycho-Schocker, der mit Vorliebe aus den beiden Hitchcock-Filmen „Das Fenster zum Hof“ und „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ zitiert.

Frankreich 1976, Regie: Roman Polanski, Darsteller: Roman Polanski, Isabelle Adjani, Shelley Winters, 126 min

13.9. | Alma & Oskar

18.00/20.30

Alma Margarethe Maria Schindler, geboren 1879 in Wien, gestorben 1964 in New York, war, wie es so schön heißt, kein Kind von Traurigkeit. Unbeeindruckt von gesellschaftlichen Konventionen genoss die Tochter eines Landschaftsmalers und einer Sängerin unverhohlen die Freuden der Liebe. Da Alma Mahler-Werfel, als die sie in die Geschichte eingehen sollte, eine Persönlichkeit des kulturellen Establishments war, wurde ihr unbekümmertes Treiben von ihren Zeitgenossen misstrauisch beäugt. Den einen galt sie als schamloses, sexbesessenes Luder, den anderen als Muse und Förderin der schönen Künste. Nacheinander nämlich war Alma verheiratet mit dem Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler, dem Architekten und Bauhaus-Gründer Walter Gropius und dem Dichter und Dramatiker Franz Werfel, mit dem sie 1940 in die USA emigrierte. Darüber hinaus wurden ihr zahlreiche weitere Affären mit diversen Protagonisten der Wiener Kulturszene nachgesagt, darunter eine in jeder Hinsicht heftige mit dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka. Diese Affäre nun ist Gegenstand von Dieter Berners Spielfilm „Alma & Oskar“. Doch nicht der männliche Künstlergenius steht im Mittelpunkt des Films, sondern Kokoschkas Modell, Geliebte und Förderin Alma Mahler. „Alma & Oskar“ zeigt die turbulente Beziehung als amour fou und die beiden Hauptdarsteller Emily Cox und Valentin Postlmayr gestalten ihre Figuren ohne jeden Vorbehalt, unter Spannung stehend bis zur Explosion. Ein, historisch verbürgtes, Kostüm-Liebes-Künstler-Drama.

Österreich 2022, Regie: Dieter Berner, Darsteller: Emily Cox, Valentin Postlmayr, Anton von Lucke, ab 16, 88 min

20.9. | 20.000 Arten von Bienen

18.00/20.30

„Warum wisst ihr denn, wer ihr seid? Und ich nicht?“, fragt das Kind (Sofia Otero) trotzig seine Familie. Mit dem Geburtsnamen Aitor fühlt es sich nicht wohl, Coco klingt da schon offener, unspezifischer. Aber eigentlich will das achtjährige Kind, das als Junge geboren wurde, nur noch Lucia genannt werden. Weil es sich im falschen Körper fühlt und ein Mädchen sein will. Und Lucia hört sich für sie richtig an. Die aus Bilbao stammende Baskin Estibaliz Urresola Solaguren konzentriert sich in ihrem Regiedebüt vor allem auf die Reaktionen der Familie und des näheren Umfelds auf diese ungewohnte Situation. Und das sind in diesem Fall im wesentlichen Frauen aus drei Generationen, Geschwister, Mutter, Großmütter. Jede von ihnen hat wie die titelgebenden Bienen eine Rolle und Funktion in diesem Familiengefüge. Doch so liebevoll sie alle Gutes wollen und ihr Bestes geben, müssen sie doch angesichts Lucias und ihrer Bedürfnisse die eigenen Haltungen und Werte hinterfragen. Ein impressionistisches Familiendrama mit aufmerksamem Blick für Details und mit viel Empathie. „20.000 Arten von Bienen“ lief im Februar auf der Berlinale als erster baskischer Film überhaupt im Wettbewerb. Am Ende wurde die neunjährige Sofia Otero als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Spanien 2023, Regie: Estibaliz Urresola Solaguren, Darsteller: Sofia Otero, Patricia Lopez Arnaiz, Ane Gabarain, ab 6, 125 min

27.9. | Past Lives

18.00/20.30

Dicke Freunde sind sie, die beiden Zwölfjährigen Na Young und Hae Sung. Doch da verlässt die Familie Na Youngs ihre Heimatstadt Seoul und wandert nach Kanada aus. Schnell passt sich das Mädchen den Gegebenheiten in der neuen Heimat an, ändert sogar ihren Vornamen in Nora. Zwölf Jahre später, aus einer Laune heraus, sucht und findet sie ihren Jugendfreund auf Facebook. Zu mehr als regelmäßigen Skype-Gesprächen mit Hae-Sung, der weiterhin in Seoul lebt, kommt es aber nicht. Weitere zwölf Jahre vergehen, Nora lebt inzwischen in New York und ist glücklich mit dem Amerikaner Arthur verheiratet. Doch nun kündigt Hae-Sung an, für einen Besuch eine Woche nach New York zu kommen. Dieser längste Abschnitt des Films bildet das berührende Herzstück der Geschichte. Noras über Jahrzehnte aufgebaute amerikanische Identität wird durch das Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund ganz erheblich ins Wanken gebracht; sie fühlt sich immer mehr wieder als Koreanerin. Ihr Ehemann Arthur kann dieser Entwicklung nur machtlos zuschauen und seine Hilflosigkeit angesichts des drohenden Entgleitens seiner Frau gehört zu den berührendsten Momenten in diesem Film. Ohne Sentimentalität oder Nostalgie erzählt die südkoreanisch-kanadische Regisseurin Celine Song von Vergangenem und Gegenwärtigem, von alten Beziehungen und neuen Perspektiven. Nicht zuletzt geht es um den Widerstreit von Vernunft und Verlangen. Soll Nora ihre sorgsam aufgebaute Sicherheit für ihre Sehnsucht riskieren?

USA/Südkorea 2023, Regie: Celine Song, Darsteller: Greta Lee, Teo Yoo, John Magaro, ohne Altersbeschränkung, 106 min