7.8 | Golda – Israels eiserne Lady

18.00/20.30

Am 6. Oktober 1973 beginnt der Jom-Kippur-Krieg. Syrien und Ägypten greifen Israel an zwei Fronten an, die Syrer auf den Golanhöhen, die Ägypter überqueren den Suezkanal. Vorrangiges Kriegsziel: Die Befreiung der von Israel im sogenannten Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 besetzten Gebiete. „Golda“ schildert diesen 19 Tage dauernden Krieg aus der Sicht der israelischen Premierministerin Golda Meir. Helen Mirren spielt die Ministerpräsidentin als eine alte Dame mit zwei Gesichtern. Das eine ist das öffentliche einer ikonisch unbeugsamen Staatschefin und einzigen Frau inmitten der Generäle Dajan, Elazar und Scharon. Und das andere ist das private einer zerbrechlichen Krebskranken, die heimlich Bestrahlungen im Krankenhaus absolviert und von Alpträumen gepeinigt wird. Und vielleicht wurde in einem Film noch nie so überzeugend die Wirkung von Nikotin als beruhigendem Nervengift demonstriert. Die Kettenraucherin qualmt sogar auf dem Krankenbett. „Golda“ ist ein Kriegsfilm ohne wirkliche Kriegsbilder. Das militärische Geschehen auf den Schlachtfeldern bleibt im Off, es wird nur durch Funkmitschnitte und Lagebesprechungen vermittelt. Fast ein Kammerspiel, verteilen sich die Schauplätze zwischen Büroräumen und der Wohnung der Ministerpräsidentin – aber mit der Qualmwolke, die Golda Meir stets umgibt, scheint beißender Schlachtengeruch überallhin vorzudringen.

Großbritannien 2022, Regie: Guy Nattiv, Darsteller: Helen Mirren, Liev Schreiber, Rami Heuberger, ab 12, 100 min

14.8. | Problemista

18.00/20.30

Beide Vorstellungen werden in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Der Großstadtdschungel von New York ist die neue Heimat des salvadorianischen Einwanderers Alejandro (Julio Torres). Er jobbt in einer Kryonik-Firma, in der Menschen in Gefriertruhen-Särgen darauf warten, eines Tages wiederaufgetaut zu werden. Dort ist er zuständig für den Künstler Bobby. Als er nach einem kleinen Fehler die Kündigung erhält, wird er zum Assistenten von Bobbys Witwe und Nachlassverwalterin, der überspannten Kunstkritikerin Elizabeth. Tilda Swinton verkörpert diese Frau mit feuerroten Locken und jeder Menge exzentrischer Facetten zwischen bizarr böser Hexe und großzügiger Gönnerin. Julio Torres ist in diesem Film omnipräsent. Selbst Einwanderer aus El Salvador, übernimmt er nicht nur die Hauptrolle, er ist auch Regisseur und Autor, er spielt sich quasi selbst. Und so gelingt es ihm auch ganz hervorragend, die Prozesse der amerikanischen Einwanderungsbürokratie als surreal absurden Hindernislauf zu entlarven.

USA 2023, Regie: Julio Torres, Darsteller: Julio Torres, Tilda Swinton, Isabella Rossellini, 104 min

21.8. | Kinds of Kindness

18.00/20.30

Die 20.30-Uhr-Vorstellung wird in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt

Drei Episoden hat dieser Film und jede von ihnen behandelt einen wichtigen Teil des menschlichen Lebens. Da ist der Arbeitsplatz, da ist die Ehe und da ist die Religion. Im ersten Teil sehen wir Robert, der eine Art Sklave seines Chefs ist. Bis in die intimste Lebensgestaltung bestimmt er über Roberts Alltag. Im zweiten Teil begegnet uns der Polizist Daniel, dessen Frau bei einem Schiffbruch verschollen ist. Als sie wiederkommt, kann Daniel nicht glauben, dass sie es wirklich ist; allzu sehr verändert verhält sich die Zurückgekehrte. In Teil drei suchen die Sektenmitglieder Emily und Andrew im Auftrag ihres Gurus Omi nach einer Heilsbringerin, die Tote zum Leben erwecken kann. Auf ganz besondere Art sind alle drei Episoden miteinander verbunden. In allen drei Teilen sind dieselben Schauspieler (Jesse Plemons, Willem Dafoe und Emma Stone) im Einsatz, in jeweils verschiedenen Rollen. Regisseur Yorgos Lanthimos geht es um allgegenwärtige menschliche Themen, Abhängigkeit und Willkür, Entfremdung und Verlust, ideologischen Wahn, kurz, um die weniger schönen Seiten menschlicher Beziehungen. Der Titel „Kinds of Kindness“ kann nur als blanker Zynismus verstanden werden, der sich bisweilen in blutige Grausamkeiten steigert – abgeschnittene Finger in Bratpfannen gehören dazu. Wer sich darauf einlassen kann, sieht einen Film, der sich satirisch und schwarzhumorig über die Absurdität zahlreicher sozialer Normen und Konventionen hermacht.

USA 2024, Regie: Yorgos Lanthimos, Darsteller: Emma Stone, Jesse Plemons, Willem Dafoe, ab 16, 164 min

28.8. | All the Beauty and the Bloodshed

18.00/20.30

Dokumentarfilm in Kooperation mit dem Kunstmuseum und der Kunsthalle Bremerhaven

Die 20.30-Uhr-Vorstellung wird in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.


Mit einer Einführung vor Arbeiten der Künstlerin Nan Goldin, die derzeit in der Sammlungspräsentation des Kunstvereins „In ihrer Zeit. Spuren von Gewicht“ ausgestellt sind.

Treffpunkt im Kunstmuseum Bremerhaven, Karlsburg 1: 17.30 Uhr / 20.00 Uhr

Das Museum hat an diesem Abend seine Türen bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist zwischen 17.30 Uhr und 21 Uhr frei.

Die amerikanische Künstlerin Nan Goldin, verwurzelt in der New Yorker No-Wave-Underground-Bewegung der späten 1970er Jahre, hat mit ihrem politischen Blick durch die Kamera die Definitionen von Gender und Normalität stets in Frage gestellt. In ihren Fotografien dokumentiert sie ihr und das Leben ihrer Freund:innen; sie erzählt dabei Geschichten von Liebe und Intimität und Sucht und Verlust. Mit teils zärtlichen Momentaufnahmen dieser Themen prägt Goldin die Wahrnehmung ihrer Zeit bis heute.

Der Dokumentarfilm „All the Beauty and the Bloodshed“ zeichnet ein fesselndes wie emotionales Portrait der Künstlerin und Aktivistin und ihr Engagement gegen einen Pharmakonzern, der hauptverantwortlich für die weltweite Opioid-Krise ist und in deren Fänge Goldin nach einer Operation gerät. Nach ihrer Abhängigkeit vom Schmerzmittel schafft sie, im Gegensatz zu unzähligen Anderen, den Ausstieg. Seither kämpft sie unermüdlich als Aktivistin gegen die Pharmadynastie Sackler. Doch die Milliardärsfamilie gehört auch zu den weltweit größten Kunstmäzenen, auf die nicht zuletzt auch Künstler:innen wie Goldin selbst angewiesen sind.
Der Film der Oscar®–prämierten Regisseurin Laura Poitras (CITIZENFOUR) wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2022 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

3.7. | Evil Does Not Exist

18.00/20.30

Mizubiki ist eine kleine Gemeinde in der Nähe von Tokio. In der idyllischen Waldregion leben und arbeiten die Menschen im Einklang mit sich und der Natur; sie schonen die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen. Das Trinkwasser stammt aus dem Bach, im Wald sammeln sie wilden Wasabi, die Abende verbringt man oft mit gemeinsamem Essen bei Nachbarn. Die Gegend ist ein Traum, besonders für gestresste Großstädter, denken sich die Planer eines Unternehmens namens „Playmode“, die hier einen Zelt- und Wohnwagenplatz mit allem Luxus aufziehen wollen – Glamping, glamouröses Camping. Als zwei Abgesandte das Konzept bei einer Bürgerversammlung vorstellen, gibt es schnell Fragen, handfeste Einwände und Zweifel. Das Duo der Tokioter Consultingagentur ist darauf schlecht vorbereitet. Schließlich müssen sie ihr Unwissen eingestehen, die Präsentation ist auf ganzer Linie gescheitert. Doch die Agentur ist nicht gewillt, den Rückschlag einfach so hinzunehmen. Das Berater-Duo wird erneut nach Mizubiki geschickt, um die Dinge wieder geradezubiegen. Das Ende in diesem Film des Regisseurs Ryusuke Hamaguchi kommt dann ganz unvermittelt und auch inhaltlich überraschend. Ist es die Rache der Natur auf anmaßendes menschliches Verhalten? Hamaguchi lässt ganz bewusst Fragen offen; jeder Zuschauer mag und soll sie für sich selbst beantworten.

Japan 2023, Regie: Ryusuke Hamaguchi, Darsteller: Hitoshi Omika, Ayaka Shibutani, Ryuji Kosaka, ab 12, 106 min

Die 20.30-Uhr-Vorstellung wird in der japanischen Originalfassung
mit deutschen Untertiteln gezeigt

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