9.7. | Islands

18.00/20.30

Tom (Sam Riley) arbeitet als Tennistrainer in einer Hotelanlage auf Fuerteventura. Früher war er ein vielversprechender Profi, heute übt er mit Urlaubern Aufschläge. Die Nächte verbringt er mit jeder Menge Alkohol in den Touristendiscos. Sam Riley gibt diesen gelangweilten Tagedieb mit aufgerauhter Stimme, wuschigem Haar und Dreitagebart. Man könnte ihn für einen Lebenskünstler halten, der dort arbeitet, wo andere Urlaub machen.Tatsächlich aber ist er ein Gestrandeter, der bestens passt in diesen Hotelkomplex aus Beton mit funktionalem Tennisplatz, spärlich besetzter Rezeption und düsteren Zimmern. Mit dem britischen Touristenehepaar Anne (Stacy Martin) und Dave (Jack Farthing) samt siebenjährigem Sohn kehrt die Dynamik zurück in Toms monotonen Alltag.Nach einer volltrunkenen Nacht verschwindet Dave spurlos und Tom hilft der scheinbar ratlosen Anne bei der Suche. Der Regisseur Jan-Ole Gerster verbindet sein Urlaubs-Familiendrama unter gleißender Sonne geschickt mit klassischen Film-Noir-Motiven. Da sind eine blonde femme fatale und ein traurig-fieser Ehemann, ein kühler Kommissar und der versoffene Gelegenheitsdetektiv Tom, der zwischen sämtliche Fronten gerät – halb Hitchcock-Held, halb Raymond Chandler-Schnüffler.

Deutschland 2025, Regie: Jan-Ole Gerster, Darsteller: Sam Riley, Stacy Martin, Jack Farthing, Dylan Torrell, ab 6, 123 min

16.7. | Der phönizische Meisterstreich

18.00/20.30 (20.30: englischsprachige Originalfassung mit deutschen Untertiteln)

Der zwielichtige Unternehmer Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro) hat es zu großem Vermögen gebracht, sich dabei aber auch so einige Feinde gemacht. Um sein Lebenswerk zu vollenden, plant er die Errichtung von „Korda-Land“, einem riesigen Infrastrukturprojekt im Nahen Osten. Es gilt, Investoren zu gewinnen und zugleich die Attacken von Terroristen und feindlichen Regierungen abzuwehren. Dabei helfen sollen ihm seine Tochter Liesel (Mia Threapleton), die er zu seiner Alleinerbin auserkoren hat sowie sein Assistent Björn (Michael Cera). Der neue Film des Regisseurs Wes Anderson stellt als Grundmotiv die Frage nach moralischem Handeln im kapitalistischen Geschäftsgebaren. Man kann aber auch einfach seinen Spaß haben an den skurrilen Charakteren , den zahlreichen ulkigen Szenen und Running Gags sowie dem wieder bis in die Nebenrollen starbesetzten Ensemble. In das absurde Geschehen mischt sich allerdings auch ein bissiger, makabrer Humor und eine für Anderson ungewohnte stilisierte Brutalität, der gerade die Hauptperson ein ums andere Mal zum Opfer fällt. Ein typischer Wes Anderson in Pastellfarben, mit Retro-Charme und Szenen, die wie bewegliche Gemälde oder Fotoabzüge wirken – ein visuelles Kunstwerk und kurzweiliges Vergnügen.

USA 2025, Regie: Wes Anderson, Darsteller: Benicio Del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera, ab 12, 101 min

Die 20.30-Vorstellung wird in der englischsprachigen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.

23.7. | Ernest Cole : Lost and Found

18.00/20.30

Fotos aus dem Alltag des südafrikanischen Apartheidsregimes: „Non Whites Only“ steht über dem Bahnsteig, auf dem sich Massen schwarzer Menschen drängeln. „Whites Only“ heißt es über der gegenüberliegenden Treppe, auf der sich wenige Weiße auf den Bahnsteig begeben. Ende der 1950er Jahre beginnt Ernest Cole, den „Horror of Apartheid“, wie er in einem frühen Interview sagt, in Schwarz-Weiß-Fotos festzuhalten, mit versteckter Kamera und oft unter Lebensgefahr. Im Mai 1966 flüchtet Cole mit seinen Negativen in die USA. Dort wird er mit seinem Bildband „House of Bondage“ über Nacht bekannt. Der plötzliche Ruhm aber wird dem Fotografen zum Ballast, ja zum Verhängnis und führt ihn schließlich in die Obdachlosigkeit am Bahnhof an der 34. Straße in New York. Der haitianische Regisseur Raoul Peck setzt mit seinem Dokumentarfilm dem zu Unrecht Vergessenen nun ein Denkmal. Er legt einen gesprochenen Text aus Coles Ich-Perspektive über die Bilder. In der zweiten Hälfte weitet Peck den Blickwinkel auf die späten 1960-er Jahre mit Bildern der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Protesten gegen den Vietnamkrieg. Die Befreiung Südafrikas hat Ernest Cole nicht mehr erlebt. Er starb im Februar 1990, wenige Wochen vor der Entlassung Nelson Mandelas aus jahrzehntelanger Haft, im Alter von 49 Jahren in New York.

Frankreich/USA 2024, Regie: Raoul Peck, Dokumentarfilm, ab 12, 106 min

04.06. | I like Movies

18.00/20.30 (20.30 Uhr im englischsprachigen Original mit deutschen Untertiteln)

Lawrence (Isaiah Lehtinen) ist ein großer Filmregisseur. Allerdings blieb er bislang unentdeckt; schließlich ist er erst 17 und geht noch auf die High School. Jeden Samstag dreht er mit seinem besten Freund Matt (Percy Hines White) kleine lustige Filme mit Stopp-Trick und Slow Motion. Mit dem Highschool-Abschlussvideo allerdings tut er sich unerwartet schwer. Diesen Abschluss braucht er aber unbedingt, um an der Tisch School of the Arts in New York Film studieren zu können. Um Geld zu verdienen, sich aber nicht zu weit von seiner Filmleidenschaft zu entfernen, arbeitet er in einer Videothek.. Seine Chefin bewundert er, ist sogar heimlich in sie verliebt, und enttäuscht sie doch immer wieder. Schließlich steht er ganz alleine da und muss schmerzlich erkennen, dass das Leben eben kein Film ist und fast immer anders verläuft, als man es sich vorstellt. Die kanadische Regisseurin Chandler Levack präsentiert in ihrem Debütfilm das tragikomische Porträt eines typischen Highschool-Film-Nerds, der von der großen Karriere träumt – und gleichzeitig eine Coming-of-Age-Geschichte eines selbsternannten Außenseiters, der lernen muss, dass man allein nicht wirklich weiterkommt.

Kanada 2022, Regie: Chandler Levack, Darsteller: Isaiah Lehtinen, Percy Hynes White, Anand Rajaram, ab 12, 99 min

Die 20.30-Vorstellung wird im englischsprachigen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

11.06. | Another German Tank Story

18.00/20.30

In Wiesenwalde trank einst der berühmte Komponist Georg Philipp Telemann aus einem Brunnen und wurde so von einer schweren Krankheit geheilt. Auf dieser Legende beruht die gesamte kulturelle Identität des fiktiven brandenburgischen Provinzörtchens. Ansonsten ist hier nichts los. Doch nun soll sich alles ändern. Eine Crew aus Hollywood ist angereist und dreht, ebenso fiktiv, einen Film über den Zweiten Weltkrieg. Dabei ergeben sich absurde Situationen: Im Hof von Susanne (Meike Droste), der Bürgermeisterin, wird ein Panzer abgestellt, nicht mehr abgeholt und später von einem LKW angefahren. Sohn Tobi (Johannes Scheidweiler) chauffiert die Filmcrew, obwohl er die Führerscheinprüfung gar nicht bestanden hat. Man könnte also eine klamaukige Komödie erwarten, doch der Ton des Films ist eher melancholisch, fast schwermütig. Ein beständiger Grauschleier scheint über dem Ort zu liegen Die Anwesenheit von Hollywood lässt die stillen Sehnsüchte der Dorfbewohner zutage treten, mehr als nur ein belangloses Kaff zu sein. Eher nebenbei entsteht ein lakonischer Humor, etwa, wenn die Dorfbewohner unbeholfen versuchen, sich auf englisch zu verständigen. Der Regisseur Jannis Alexander Kiefer erkundet in seinem Debütfilm intensiv den Alltag und die Mentalität der Dorfbewohner. „Another German Tank Story“ passt sich ein in eine Reihe jüngerer Filme, die sich dem Leben in der ostdeutschen Provinz widmen.

Deutschland 2024, Regie: Jannis Alexander Kiefer, Darsteller: Meike Droste, Johannes Scheidweiler, Roland Bonjour, ohne Altersbeschränkung, 96 min

18.6. | Amateur-Kurzfilme aus Bremerhaven

18.00

Im Rahmen des Bremerhavener Kultursommers / Eintritt frei

Das Landesfilmarchiv Bremen zeigt historische Amateurfilme aus Bremerhaven. Die 8mm-Filme stammen aus privaten Sammlungen und erzählen auf ganz persönliche Weise vom Leben in der Seestadt, vom Alltag, von Festen, Spaziergängen und besonderen Momenten. Ein liebevoller und manchmal überraschender Blick auf das Bremerhaven vergangener Jahrzehnte – direkt aus der Perspektive der Menschen, die hier gelebt haben. / Laufzeit ca. 30 min

Präsentiert und kommentiert durch Mirko Becker (Landesfilmarchiv Bremen)

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