14.5. | Das Licht

17.30 / 20.30

Es geht ihr eigentlich ganz gut, der Familie Engels: Papa Tim (Lars Eidinger) führt das große Wort in einer Werbeagentur, Mutter Milena (Nicolette Krebitz) pendelt gestresst zwischen Berlin und Nairobi hin und her, wo sie ein Theaterprojekt für kenianische Kinder auf die Beine stellt. Ihre 17-jährigen Kinder sind typische Teenager: Jon (Julius Gause) spielt tagelang in seinem zugemüllten Zimmer ein Multiplayer-Computerspiel und Zwillingsschwester Frieda (Elke Biesendörfer) zieht mit Freunden drogenschluckend nachts durch die Clubs und hängt sich morgens mit ihnen demonstrativ an eine Autobahnbrücke, um auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam zu machen. Jeder von ihnen ist so beschäftigt mit sich, dass sie die Leiche auf dem Fußboden hinter dem Küchentisch erst mit Verspätung bemerken. Ihre polnische Putzfrau Maya erlag bei der Arbeit einem Herzinfarkt. Mit der aus Syrien geflüchteten Farrah (Tala Al-Deen) kommt eine neue Haushaltshilfe in ihr Leben. Die knüpft bald zu jedem einzelnen von ihnen ein besonderes Band, während sie gleichzeitig Linderung für ihr eigenes Trauma sucht. Der Regisseur Tom Tykwer streckt seine Fühler nach allen Seiten aus. Thematisch wagt er den vollen Mix der akuten Weltlage und ihrer Multikrise; er spricht Generationenkonflikte und Klimaaktivismus ebenso an wie digitale Überfütterung, Rentenprobleme, sexuelle Frustration und Migration. Die Besserwisser-Perspektive nimmt er dabei nicht ein, sondern bleibt ganz auf der Seite seiner Figuren, wirbt gleichsam um Nachsicht und Verständnis für sie. Ein stimmungsvolles Stück Kino, das im besten Sinne die breite Leinwand füllt. Und immer wieder filmt Tykwer Berlin; wie einst in „Lola rennt“ fängt er mit einem ganz besonderen Gespür für Drehorte die Stadt ein, wie man es in dieser Authentizität selten sieht.

Deutschland 2025, Regie: Tom Tykwer, Darsteller: Lars Eidinger, Nicolette Krebitz, Tala Al Deen, ab 12, 162 min

21.5. | Mit der Faust in die Welt schlagen

18.00/20.30

Familie Zschornack möchte in ihr neues Haus einziehen. Vieles an diesem Gebäude der Marke Eigenbau ist noch unfertig. Zu allem Überfluss verliert der Vater Stefan (Christian Näthe) seinen Job als Elektriker. Während die Mutter Sabine (Anja Schneider) als Pflegekraft im Krankenhaus schuftet, bekommt Stefan eine Absage nach der anderen. Frust beherrscht den Alltag und den bekommen auch die beiden Söhne Philipp (Anton Franke) und Tobias (Camille Moltzen) hautnah zu spüren. Philipp, der ältere von ihnen, ist schließlich der erste der beiden, der in Kontakt mit einer Gruppe von Neonazis kommt. Die Gründe sind vielfältig: Da ist der Wunsch nach Zugehörigkeit zu den starken Jungs in der Schule, aber auch ein teils spielerisches, teils bitterernstes Provozieren und Austesten von Grenzen – ein typisches Coming of Age-Verhalten. Das Debüt der Regisseurin Constanze Klaue beruht auf dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel, der vom Aufwachsen zweier Brüder in der ostdeutschen Provinz erzählt, die sich mit der Zeit radikalisieren. Klaue geht mit der Buchvorlage recht frei um. Nicht eine durchgehende, sich zuspitzende Handlung steht im Vordergrund, sondern eine episodenhafte Alltagsbeobachtung. Der Film ist eine in hohem Maße realistisch und gleichzeitig empathisch wirkende Studie über Menschen in einer strukturschwachen Region. Stets präsent ist dabei die Kluft zwischen dem Wunsch nach idyllischem Familienleben und der bitteren Realität – blühende Natur mit baufälligen Häusern und Plattenbauten mittendrin. Dieses vollkommen wertfrei eingefangene Miteinander von Verfall und Idylle beschreibt die Ambivalenz Ostdeutschlands vielleicht am besten.

Deutschland 2025, Regie: Constanze Klaue, Darsteller: Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthe, ab 12, 110 min

26.5. | Inklusives Filmfestival BHV

18.00 Uhr

Die Kunst sich die Schuhe zu binden

Schweden 2011, 97 min

R.: Lena Koppel
D.: Sverrir Gudnason, Vanna Rosenberg

„Diese intelligente, fröhliche Komödie aus Schweden zeigt wieder einmal, dass eine gute Geschichte ganz ohne knallige Effekte und Starrummel auskommen kann: Der verkrachte Schauspieler Alex sorgt mit frischen, neuen Ideen für Aufruhr in einer Einrichtung für Menschen mit Handicap. Während seine Schützlinge ihn unterstützen und begeistert Eigeninitiative entwickeln, muss Alex gegen konservative Sozialarbeiter und bürokratische Hürden kämpfen.

Alex und seine außergewöhnliche Gesangsgruppe bringen Spaß auf die Leinwand und Wärme in die Herzen. Gute Laune garantiert!“ (Programmkino.de)

Eine wahre Geschichte, inspiriert vom berühmten Ensemble des BehindertenTheaters „Glada Hudik“, das 1996 vom damaligen Behindertenbetreuer Pär Johansson gegründet wurde.

28.5. | Louise und die Schule der Freiheit

18.00/20.30

Eine für alle zugängliche kostenlose Schulbildung gehört zu den größten Errungenschaften eines modernen Gemeinwesens. Besonders in Frankreich bildet die Schulpflicht eine der Säulen der Republik. Im 19. Jahrhundert war die jedoch nicht immer leicht durchzusetzen, insbesondere auf dem Land gab es teilweise massiven Widerstand. Den spürt auch die Lehrerin Louise Violet (Alexandra Lamy), die im Jahr 1889 in das Department Haute-Loire abgeordnet wird, um die dortigen Bauernkinder zu unterrichten. Als alleinstehende Frau aus dem fernen Paris erregt sie Anstoß und Argwohn. Untergebracht in einem Stall auf dem Anwesen des Bürgermeisters Joseph, wartet sie zunächst vergebens auf Schüler. Erst als Joseph sie unterstützt, erscheinen die Kinder zum Unterricht. Der Regisseur Eric Besnard zeichnet einerseits das Panorama pittoresker Dörfer, andererseits das eines von Jahreszeiten getakteten, fast archaischen Daseins. Kinder sind unverzichtbare Helfer bei der Feldarbeit und das ist nicht der einzige Grund, weshalb ihre Eltern wenig geneigt sind, sie in die Schule gehen zu lassen. Ein überaus anregender Film mit einem leider etwas pathetischen deutschen Titel, denn Bildung ist hier eben auch von oben verordnet, also Zwang. Der französische Originaltitel „Louise Violet“ hätte in seiner treffenden Schlichtheit besser gepasst.

Frankreich 2024, Regie: Eric Besnard, Darsteller: Alexandra Lamy, Gregory Gadebois, Jerome Kircher, ab 12., 108 min

Die 20.30-Vorstellung wird im französischsprachigen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

24.02. | Wochenendrebellen

18.00

Deutschland 2023, 109 Min.
Regie: Marc Rothemund 

Darsteller:innen: Florian David Fitz, Cecilio Andresen, Aylin Tezel, Joachim Król u. a.

Ein zehnjähriger Autist und sein Vater fahren Wochenende für Wochenende mit dem Zug durch Deutschland, um alle Fußballvereine aus der ersten, zweiten und dritten Liga live spielen zu sehen. Die öffentlichen Verkehrsmittel und Fußballstadien sind durch die vielen Reize und Menschen echte Herausforderungen für den Jungen, was der Film visuell und auditiv überzeugend vermittelt.

Das feinfühlige Drehbuch, eine geschickte Regie und überzeugende Darsteller tragen zu einem anrührend-fesselnden Film bei, der auf einem authentischen Erlebnisbericht fußt und das Thema Autismus auf unterhaltsam-lebendige Weise nahebringt.

Ein bewegendes Beziehungsdrama zwischen Vater und Sohn: Wahr und wahrhaftig zugleich.

Mit Gästen

26.2. | Die Saat des heiligen Feigenbaums

18.00/20.30

Der strenggläubige Iman ist zum Untersuchungsrichter am Revolutions-gericht in Teheran ernannt worden; er empfindet die Beförderung wie ein Geschenk des Himmels. Wir schreiben das Jahr 2022, das Jahr der großen Proteste gegen das islamische Regime, die die Mullahs blutig niederschlagen. Iman ist nun Teil im Räderwerk des staatlichen Terrors. Auf Anordnung des Staatsanwalts unterschreibt er ein Todesurteil wegen angeblicher Gotteslästerung, ohne die Akte des Falles überhaupt gelesen zu haben. Gewissensqualen sind der Preis für das Geschenk des Himmels. Parallel bringt seine Arbeit das Gleichgewicht seiner Familie ins Wanken. Seine Töchter Rezvan und Sana stehen auf der Seite des Widerstands und seine Frau versucht, die Familie zusammenzuhalten. „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ erzählt eine iranische Geschichte, der Film besitzt jedoch einen universellen, grenzüberschreitenden Kern. Er illustriert, wie totalitäre Regime Individuen korrumpieren und Familien zerstören. Die Familie wird zum Spiegel des Systems, ihr Zerfall und die zunehmende Brutalität im Privaten bilden das Verhältnis zwischen Staat und Bevölkerung im Iran ab. Nach den nicht genehmigten Dreharbeiten im Iran verließ der Regisseur Mohammad Rasoulof das Land und ging nach Hamburg, drei seiner Darstellerinnen leben mittlerweile in Berlin. Der in Hamburg hergestellte Film geht als Deutschlands Beitrag ins diesjährige Oscar-Rennen. .

Iran 2024, Regie: Mohammad Rasoulof, Darsteller: Missagh Zareh, Soheila Golestani, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, ab 6, 167 min

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