18.00/20.30
Im Zentrum dieses Films steht Gabrielle (Lea Seydoux), die wir in drei verschiedenen, sagen wir Inkarnationen erleben. 1910 ist sie eine Konzertpianistin in Paris; ein Jahrhundert später, im Jahr 2014, steht sie am Anfang einer Laufbahn als Model in Los Angeles. 2044 schließlich ist sie Teil der schönen neuen Welt, in der künstliche Intelligenz das Leben der Menschen beherrscht. Kalte, klare Vernunft ist das gesellschaftliche Ideal. Gefühle und Spuren von Traumata stören da nur. Die Menschen unterziehen sich einer DNA-Reinigung, damit sie reibungsloser funktionieren und produktiver arbeiten können; auch Gabrielle lässt sich auf eine solche Operation ein. Der Film verschachtelt immer wieder Zeit- und Bewusstseinsebenen und erst nach und nach erschließt sich, dass die Szenen aus den Jahren 1910 und 2014 die innere Reise der Gabrielle von 2044 in ihre früheren Leben während des Prozesses der DNA-Reinigung zeigen. Inspiriert wurde der Film des Regisseurs Bertrand Bonello von Henry James‘ Kurzgeschichte „The Beast in the Jungle“ und diese Bestie, das sind unsere ungelösten Ängste und Traumata, eine Bestie, oft noch unsichtbar, aber eine, die irgendwann unweigerlich angreifen wird. Auch wenn das gefühlsbejahende Fazit, Angst und Schmerz seien eben der Preis für die gefühlsmäßige Intensität des Lebens und ihre Abschaffung daher keine gute Idee, leicht zu ziehen scheint: Die im Dschungel lauernden Bestien verlieren dadurch nichts von ihrem Schrecken. Bertrand Bonellos höchst eigenwilliger Science-Fiction-Film erzählt von diesem unauflösbaren Widerspruch.
Frankreich/Kanada 2023, Regie: Bertrand Bonello, Darsteller: Lea Seydoux, George MacKay, Guslagie Malanda, ab 16, 146 min
Der Trailer für „The Beast“ ist leider nur auf Französisch erhältlich. Der Film ist aber deutschsprachig.