
18.00/20.30
Die 16-jährige Schülerin Johanne (Ella Överbye) hat sich in ihre Sprachlehrerin Johanna (Selome Emnetu) verliebt. Sie vergeht vor Eifersucht, wenn ihre Klassenkameradinnen irgendeine Art der Nähe zu Johanna erleben dürfen. Der Regisseur Dag Johan Haugerud zeigt uns die Lehrerin in weichgezeichneten Bildern als das wärmste Wesen der Welt. Die Schülerin wiederum schreibt sich ihre gefühlsmäßige Achterbahnfahrt von der Seele; die als Voiceover vorgetragenen Aufzeichnungen leiten durch den Film. Johannes Großmutter (Anne Marit Jacobsen), die Lyrikerin ist, und ihre Mutter (Ane Dahl Torp) bekommen die Texte zu lesen. Ihre empathische Sorge um das Mädchen wird bald zur Begeisterung über Johannes Talent zum Schreiben. Man könne das Manuskript doch einem Verlag anbieten und einen Erfolgsroman daraus machen! Dass so nüchtern-praktisch über ihr Innerstes gesprochen wird, muss Johanne kränken. Eine gefeierte Autorin werden, schön und gut, aber gehen ihre geheimsten Gefühle eigentlich irgendjemanden da draußen irgendetwas an? Den ganzen Film hindurch klingt deshalb auch der filigran-schöne Doppelsinn des Für-Sich-Behaltens an. Was du nicht teilst, ist allein dir eigen. Für diesen dritten Teil seiner Oslo Stories – Trilogie bekam der Regisseur Johan Dag Haugerud auf der Berlinale im Februar den Goldenen Bären verliehen.
Norwegen 2024, Regie: Dag Johan Haugerud, Darsteller: Ella Överbye, Selome Emnetu, Ane Dahl Torp, Anne Marit Jacobsen, ab 12, 110 min