
- 2.7. | Sieben Tage
18.00/20.30
„Sieben Tage“ erzählt die Geschichte von Maryam, Behnam und ihren Kindern Dena und Alborz. Die iranische Familie trifft sich für ein paar, nach außen hin, unbeschwerte Tage. Der Ort ihrer Zusammenkunft an der iranisch-türkischen Grenze deutet jedoch bereits hin auf eine ganz besondere Familiensituation. Maryam (Vishka Asayesh) ist eine Menschenrechtsaktivistin und politische Gefangene; aus medizinischen Gründen hat sie sieben Tage Hafturlaub erhalten. Was sie nicht weiß: Ihr Mann und ihr Bruder planen ihre Flucht über die türkische Grenze. Dennoch ahnen sie, dass Maryam nicht fliehen wird, sondern ihren Kampf aus dem Gefängnis im Iran weiterführen will. Voller Zärtlichkeit und in Bildern von schmerzhafter Intensität zeigt der deutsch-iranische Regisseur Ali Samadi Ahadi die Zerrissenheit Maryams und die Enttäuschung ihrer Familie. Die Geschichte ist angelehnt an das Schicksal der Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi und widmet sich dem immer wieder aktuellen Thema: Was macht ein Regime wie das iranische mit den Menschen? Wie weit geht persönlicher Widerstand und zu welchem Preis?
Deutschland 2024, Regie: Ali Samadi Ahadi, Darsteller: Vishka Asayesh, Majid Bakhtiari, Tanaz Molaei, Sam Vafa, ab 12, 110 min
- 23.7. | Ernest Cole : Lost and Found
18.00/20.30
Fotos aus dem Alltag des südafrikanischen Apartheidsregimes: „Non Whites Only“ steht über dem Bahnsteig, auf dem sich Massen schwarzer Menschen drängeln. „Whites Only“ heißt es über der gegenüberliegenden Treppe, auf der sich wenige Weiße auf den Bahnsteig begeben. Ende der 1950er Jahre beginnt Ernest Cole, den „Horror of Apartheid“, wie er in einem frühen Interview sagt, in Schwarz-Weiß-Fotos festzuhalten, mit versteckter Kamera und oft unter Lebensgefahr. Im Mai 1966 flüchtet Cole mit seinen Negativen in die USA. Dort wird er mit seinem Bildband „House of Bondage“ über Nacht bekannt. Der plötzliche Ruhm aber wird dem Fotografen zum Ballast, ja zum Verhängnis und führt ihn schließlich in die Obdachlosigkeit am Bahnhof an der 34. Straße in New York. Der haitianische Regisseur Raoul Peck setzt mit seinem Dokumentarfilm dem zu Unrecht Vergessenen nun ein Denkmal. Er legt einen gesprochenen Text aus Coles Ich-Perspektive über die Bilder. In der zweiten Hälfte weitet Peck den Blickwinkel auf die späten 1960-er Jahre mit Bildern der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Protesten gegen den Vietnamkrieg. Die Befreiung Südafrikas hat Ernest Cole nicht mehr erlebt. Er starb im Februar 1990, wenige Wochen vor der Entlassung Nelson Mandelas aus jahrzehntelanger Haft, im Alter von 49 Jahren in New York.
Frankreich/USA 2024, Regie: Raoul Peck, Dokumentarfilm, ab 12, 106 min
- 30.7. | Oslo Stories – Liebe
18.00/20.30
Der Krankenpfleger Tor (Tayo Cittadella Jacobsen) und die Ärztin Marianne (Andrea Braein Hovig) treffen sich auf der Fähre zwischen Oslo und der Halbinsel Nesodden. Der schwule Single erzählt offen über seine nächtlichen Fahrten auf dem Schiff, die er für flüchtige Begegnungen und spontanen Sex mit anderen Männern nutzt. Erotik und Intimität ohne Konventionen und Verpflichtungen. Marianne, selbst einem herkömmlichen Leben als Ehefrau und Mutter abgeneigt, ist fasziniert von dieser Herangehensweise. Als sie jedoch den Geologen Ole Harald (Thomas Gullestad) kennenlernt, der sich ernsthaft in sie verliebt, wird ihre Überzeugung auf eine heftige Probe gestellt. Auch Tor könnte mit dem krebskranken Björn (Lars Jacob Holm), den er aufopferungsvoll betreut, einen Mann fürs Leben finden. Der Regisseur Dag Johan Haugerud lässt seinen Darstellern viel Raum. Detailliert können sie ihre Gedanken entfalten, sei es über Hoffnungen und Sehnsüchte, Krankheit und Tod, homosexuelle Praktiken und Aids. Sie entblößen sich psychisch voreinander und das mit einer Selbstverständlichkeit, die immer wieder aufs neue erstaunt.
Norwegen 2024, Regie: Dag Johan Haugerud, Darsteller. Tayo Cittadella Jacobsen, Andrea Braein Hovig, Lars Jacob Holm, Thomas Gullestad, ab 12, 119 min
- 04.06. | I like Movies
18.00/20.30 (20.30 Uhr im englischsprachigen Original mit deutschen Untertiteln)
Lawrence (Isaiah Lehtinen) ist ein großer Filmregisseur. Allerdings blieb er bislang unentdeckt; schließlich ist er erst 17 und geht noch auf die High School. Jeden Samstag dreht er mit seinem besten Freund Matt (Percy Hines White) kleine lustige Filme mit Stopp-Trick und Slow Motion. Mit dem Highschool-Abschlussvideo allerdings tut er sich unerwartet schwer. Diesen Abschluss braucht er aber unbedingt, um an der Tisch School of the Arts in New York Film studieren zu können. Um Geld zu verdienen, sich aber nicht zu weit von seiner Filmleidenschaft zu entfernen, arbeitet er in einer Videothek.. Seine Chefin bewundert er, ist sogar heimlich in sie verliebt, und enttäuscht sie doch immer wieder. Schließlich steht er ganz alleine da und muss schmerzlich erkennen, dass das Leben eben kein Film ist und fast immer anders verläuft, als man es sich vorstellt. Die kanadische Regisseurin Chandler Levack präsentiert in ihrem Debütfilm das tragikomische Porträt eines typischen Highschool-Film-Nerds, der von der großen Karriere träumt – und gleichzeitig eine Coming-of-Age-Geschichte eines selbsternannten Außenseiters, der lernen muss, dass man allein nicht wirklich weiterkommt.
Kanada 2022, Regie: Chandler Levack, Darsteller: Isaiah Lehtinen, Percy Hynes White, Anand Rajaram, ab 12, 99 min
Die 20.30-Vorstellung wird im englischsprachigen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.
- 11.06. | Another German Tank Story
18.00/20.30
In Wiesenwalde trank einst der berühmte Komponist Georg Philipp Telemann aus einem Brunnen und wurde so von einer schweren Krankheit geheilt. Auf dieser Legende beruht die gesamte kulturelle Identität des fiktiven brandenburgischen Provinzörtchens. Ansonsten ist hier nichts los. Doch nun soll sich alles ändern. Eine Crew aus Hollywood ist angereist und dreht, ebenso fiktiv, einen Film über den Zweiten Weltkrieg. Dabei ergeben sich absurde Situationen: Im Hof von Susanne (Meike Droste), der Bürgermeisterin, wird ein Panzer abgestellt, nicht mehr abgeholt und später von einem LKW angefahren. Sohn Tobi (Johannes Scheidweiler) chauffiert die Filmcrew, obwohl er die Führerscheinprüfung gar nicht bestanden hat. Man könnte also eine klamaukige Komödie erwarten, doch der Ton des Films ist eher melancholisch, fast schwermütig. Ein beständiger Grauschleier scheint über dem Ort zu liegen Die Anwesenheit von Hollywood lässt die stillen Sehnsüchte der Dorfbewohner zutage treten, mehr als nur ein belangloses Kaff zu sein. Eher nebenbei entsteht ein lakonischer Humor, etwa, wenn die Dorfbewohner unbeholfen versuchen, sich auf englisch zu verständigen. Der Regisseur Jannis Alexander Kiefer erkundet in seinem Debütfilm intensiv den Alltag und die Mentalität der Dorfbewohner. „Another German Tank Story“ passt sich ein in eine Reihe jüngerer Filme, die sich dem Leben in der ostdeutschen Provinz widmen.
Deutschland 2024, Regie: Jannis Alexander Kiefer, Darsteller: Meike Droste, Johannes Scheidweiler, Roland Bonjour, ohne Altersbeschränkung, 96 min