18.00/20.30
Der Widerstand gegen das NS-Regime hatte zahlreiche Facetten; eine davon war die sogenannte „Rote Kapelle“. Der von der Gestapo geprägte Begriff ist nicht ganz korrekt. Trotz der unmittelbaren Verbindung der Gruppe zur Sowjetunion waren längst nicht alle Mitglieder Kommunisten. Ende August 1942 wurde das Netzwerk von der Gestapo zerschlagen, die Mitglieder verhaftet und gefoltert. Über 50 von ihnen wurden 1943 hingerichtet. Unter ihnen war Hilde Coppi, die Flugblätter hergestellt und Informationen über die Wehrmacht per Funkgerät an die Sowjetunion übermittelt hatte. Ihre Geschichte erzählt der Regisseur Andreas Dresen in seinem Film und er wählt dafür eine sehr private Perspektive; die politisch-weltanschaulichen Hintergründe blendet er weitgehend aus. Strukturiert wird der Film durch zwei Erzählstränge. Der eine schildert linear Hildes Zeit im Gefängnis von der Verhaftung bis zur Hinrichtung. Parallel erzählen Rückblenden die Vorgeschichte mit der Liebesbeziehung zwischen Hilde und ihrem Mann Hans (Johannes Hegemann). Aus ihr erwachsen die berührendsten Szenen des Films, die Zeit von Hildes Schwangerschaft im Gefängnis und die wenigen Wochen, in denen sich die zum Tode Verurteilte in ihrer Zelle noch um ihren neu geborenen Sohn kümmern darf. Die herausragend spielende Liv Lisa Fries verkörpert diese Frau mit all ihrer Angst und Verzweiflung und dabei doch immer wieder Hoffnung und Mut schöpfend. Andreas Dresen zeigt Hilde Coppi ganz bewusst nicht als Heldin, sondern als zurückhaltende, fast ängstliche Person. Aber sie zweifelte eben auch nicht daran, dass es richtig, anständig und notwendig war, sich gegen das NS-Regime aufzulehnen.
Deutschland 2024, Regie: Andreas Dresen, Darsteller: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann, Alexander Scheer, ab 12, 125 min