21.5. | Mit der Faust in die Welt schlagen

18.00/20.30

Familie Zschornack möchte in ihr neues Haus einziehen. Vieles an diesem Gebäude der Marke Eigenbau ist noch unfertig. Zu allem Überfluss verliert der Vater Stefan (Christian Näthe) seinen Job als Elektriker. Während die Mutter Sabine (Anja Schneider) als Pflegekraft im Krankenhaus schuftet, bekommt Stefan eine Absage nach der anderen. Frust beherrscht den Alltag und den bekommen auch die beiden Söhne Philipp (Anton Franke) und Tobias (Camille Moltzen) hautnah zu spüren. Philipp, der ältere von ihnen, ist schließlich der erste der beiden, der in Kontakt mit einer Gruppe von Neonazis kommt. Die Gründe sind vielfältig: Da ist der Wunsch nach Zugehörigkeit zu den starken Jungs in der Schule, aber auch ein teils spielerisches, teils bitterernstes Provozieren und Austesten von Grenzen – ein typisches Coming of Age-Verhalten. Das Debüt der Regisseurin Constanze Klaue beruht auf dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel, der vom Aufwachsen zweier Brüder in der ostdeutschen Provinz erzählt, die sich mit der Zeit radikalisieren. Klaue geht mit der Buchvorlage recht frei um. Nicht eine durchgehende, sich zuspitzende Handlung steht im Vordergrund, sondern eine episodenhafte Alltagsbeobachtung. Der Film ist eine in hohem Maße realistisch und gleichzeitig empathisch wirkende Studie über Menschen in einer strukturschwachen Region. Stets präsent ist dabei die Kluft zwischen dem Wunsch nach idyllischem Familienleben und der bitteren Realität – blühende Natur mit baufälligen Häusern und Plattenbauten mittendrin. Dieses vollkommen wertfrei eingefangene Miteinander von Verfall und Idylle beschreibt die Ambivalenz Ostdeutschlands vielleicht am besten.

Deutschland 2025, Regie: Constanze Klaue, Darsteller: Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthe, ab 12, 110 min

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