18.00/20.30
Es begab sich also zu der Zeit, als im nahegelegenen London die Suffragetten auf die Barrikaden gingen, um das allgemeine Wahlrecht für Frauen zu erkämpfen, dass in einem malerischen Küstenörtchen namens Littlehampton, Sussex, Briefe geschrieben wurden. Anonyme Briefe. Schmutzige Briefe. Briefe von solcher Schamlosigkeit und derart unflätigem Sprachgebrauch, dass das Vereinigte Königreich der 1920er Jahre, nun ja, knapp vor dem moralischen Untergang stand. Wäre ebendieses Großbritannien nicht auch ein Land der Doppelmoral und der Sensationsgier gewesen. Also wird, wann immer sich die Gelegenheit bietet, aus den Briefen zitiert und sich entrüstet. Wer diese Briefe eigentlich schreibt, bleibt zunächst unklar. Bald jedoch gerät die lebenslustige Irin Rose Gooding in Tatverdacht. Irin!, mit Kind, aber ohne Mann! Da ist für die Vertreter der Staatsgewalt der Fall klar. Für female police officer Gladys Moss (und das geneigte Kinopublikum) ist es jedoch ebenso klar, dass Rose es nicht ist. Nach einem tatsächlichen Skandal aus den 1920er Jahren erzählt die britische Regisseurin Thea Sharrock dieses Emanzipationsdrama. Im Mittelpunkt dieser schwarzen Komödie steht dabei das Verdrängte. Das Verdrängte, das Frauen nicht erlaubt ist. Das aber, wie es nun einmal des Verdrängten Art ist, unausweichlich an die Oberfläche dringt. Und da ist dann richtig was los im beschaulichen Littlehampton.
Großbritannien 2023, Regie: Thea Sharrock, Darsteller: Olivia Colman, Jessie Buckley, Timothy Spall, ab 12, 101 min
Die 20.30 Uhr-Vorstellung wird im Original mit Untertiteln gezeigt.