26.6. | Die Unschuld

18.00/20.30

Der alleinerziehenden Mutter Saori (Sakura Ando) fällt auf, dass sich ihr Sohn Minato (Soya Kurokawa) seit einigen Tagen merkwürdig verhält. Ihm fehlt ein Schuh, als er aus der Schule heimkehrt, seine Nase blutet, ein Haarbüschel ist abgeschnitten und in seiner Thermoskanne findet sie Erde. Als die Mutter ihn zur Rede stellt, erzählt er, sein Lehrer Hori habe ihn beleidigt und er deutet an, misshandelt worden zu sein. Das sind lauter Indizien, noch keine Beweise, aber die Mutter ist in größter Sorge. Von der Schulleitung verlangt sie die Aufklärung der Vorfälle und auch die Entlassung des Lehrers. Das Kollegium wiegelt zunächst ab, nötigt Hori dann aber zu einer rituellen Entschuldigung, die jedoch keinen zufrieden stellt. Es muss mehr dahinterstecken. „Die Unschuld“ des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-eda folgt dem Prinzip von Akira Kurosawas „Rashomon“ und schildert das gleiche Ereignis sukzessive aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Nach einer Dreiviertelstunde kehrt der Film also zum Ausgangspunkt zurück und wählt nach der Perspektive der Mutter die des Lehrers, der vermutet, dass Minato seinen Schulkameraden Yori drangsaliert, um schließlich im dritten Teil Minatos Sicht zu zeigen. Die Versionen widersprechen sich, aber ergänzen einander auch. Die dritte fungiert als eine Korrektur, die Leerstellen füllt und Missverständnisse aufklärt. Ein Film, der einen neuen Blick wirft auf die Themen, die den Regisseur Kore-eda seit jeher beschäftigen, die Geheimnisse des Heranwachsens und die Familie als Spiegel der Gesellschaft.

Japan 2023, Regie: Hirokazu Kore-eda, Darsteller: Sakura Ando, Soya Kurokawa, Eita Nagayama, ab 12, 126 min

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