18.00/20.30
Vor mehr als sieben Jahren geriet die Tunesierin Olfa Hamrouni in die Schlagzeilen. Öffentlich kritisierte sie die Regierung, nicht genug gegen den Einfluss des islamischen Staates zu tun. Voll Wut und Verzweiflung klagte die geschiedene Frau an, dass zwei ihrer Töchter nicht ausreichend geschützt worden wären. Olfa hatte die beiden noch jugendlichen Mädchen an den IS verloren. In ihrem Film versucht die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania nun, die Umstände zu ergründen. Äußerst schmerzhaft ist diese Rückschau vor allem für Olfa selbst. Immer wieder hat sie die Macht des Patriarchats zu spüren bekommen, von ihrem Vater, ihrem Ehemann, ihrem Geliebten, aber auch von vielen Frauen. Und sie muss sich auch die eigenen Fehler eingestehen. Die Strenge, die Gewalt, die sie als Kind und Ehefrau erfahren hatte, gab sie später an ihre Töchter weiter. Die Regisseurin Ben Hania erzählt diese Geschichte in einer ungewöhnlichen Mischung aus Dokumentation und Fiktion. Olfa und ihre zwei verbliebenen Töchter sind real, die beiden verschwundenen lässt Ben Hania von zwei Schauspielerinnen verkörpern. „Olfas Töchter“ legt dabei Traumata frei, die über Generationen weitergetragen wurden – ein tiefer Einblick in den Einfluss des Islamismus im modernen Tunesien.
Tunesien/Frankreich 2023, Regie: Kaouther Ben Hania, Darsteller: Olfa Hamrouni, Eya Chikhaoui, Tayssir Chikhaoui, Nour Karoui, Ichraq Matar, ab 12, 107 min