18.00/20.30
Ist die Auseinandersetzung mit der Person Leni Riefenstahl heute noch relevant? Wie eng Riefenstahl mit dem NS-Regime verstrickt war und dass sie sehr wohl über dessen Verbrechen Bescheid wusste, ist mittlerweile gut belegt. Die Dokumentation des Regisseurs Andreas Veiel geht jedoch darüber hinaus; sie ist auch eine Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie Leni Riefenstahl jahrzehntelang die Lüge aufrechterhielt, sie habe von den Verbrechen nichts gewusst und sei nur an künstlerischer Arbeit interessiert gewesen. Entstanden ist der Film durch die Initiative von Sandra Maischberger, die Leni Riefenstahl 2002 interviewt hatte. Der Umstand, aus ihr nicht wirklich etwas herausgelockt zu haben, veranlasste sie dazu, sich um Riefenstahls Nachlass zu bemühen, der 2016 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gegangen war. Gemeinsam mit Andreas Veiel ist ein Dokumentarfilm entstanden, der komplett aus seinem Material heraus gedacht ist. „Riefenstahl“ kommt ohne kommentierende Interviews aus, nur gelegentlich gibt eine Offstimme knappe Hintergrundinformationen. Auch einen linearen Aufbau gibt es nicht, der Film springt hin und her zwischen unterschiedlichen Zeitabschnitten und verschiedenen Dokumenten, neben Filmausschnitten und alten Interviews werden auch Briefe, private Videoaufnahmen und Telefonate präsentiert, die Riefenstahl aufzeichnete. Wie ein Puzzle setzt der Film die Biographie von Riefenstahl zusammen. Ohne Anspruch auf endgültige Deutung spürt die Dokumentation dem Charakter ihrer Protagonistin und der Faszination für sie nach und unterstreicht noch einmal mit neuen Materialien, wie Leni Riefenstahl mit dem NS-Regime verbunden war.
Deutschland 2024, Regie: Andreas Veiel, Dokumentation, ab 12, 115 min