
18.00/20.30
Die erste Szene wirft uns mitten hinein ins Geschehen. Wir befinden uns in einem Strip-Club, eine Reihe nahezu nackter Frauen vollführt zu Disco-Musik erotische Lapdances an zahlenden Kunden. Eine der Frauen isr Anora (Mikey Madison), von allen nur Ani genannt. Eines Abends soll sie sich um einen jungen Russen kümmern, weil sie aus Usbekistan stammt und etwas Russisch spricht. Ivan, nur Vanja genannt, ist der Sohn eines steinreichen Oligarchen. Die beiden verstehen sich gut und am Ende lädt Vanja Ani, gegen fürstliche Bezahlung, in seine absurd große Villa ein. Aus einer Nacht wird eine Woche und während eines anschließenden rauschhaften Trips nach Las Vegas nimmt Ani Vanjas (bekifften) Heiratsantrag an, so verzaubert ist die junge Frau von dieser luxuriösen Welt. Doch bald weicht die Romantik der Realität, umso mehr als Vanjas Eltern von der Hochzeit erfahren und alles daran setzen, diese annullieren zu lassen. Eine dreiköpfige Kampfgarde wird losgeschickt, doch als Toros, Garnick und Igor in der Villa eintreffen, flieht der panische Vanja. Eine mehr oder weniger freiwillige Zweckgemeinschaft bildet sich aus Ani und den drei Russen, um den ungezogenen Sohn und flüchtigen Ehemann aufzuspüren. Der Tonfall des Films wird rauher, Düsternis breitet sich aus. Eine weitere bittere Wendung im Geschehen macht vor allem eines deutlich: Es geht hier um Klassenverhältnisse, Macht, Geld und Würde. Und je mehr Zeit Ani mit Toros, Garnick und Igor verbringt, desto klarer wird, dass auch diese drei eigentlich ihre Leidensgenossen sind – Spielfiguren in den Händen einer gedankenlosen Oberschicht.
USA 2024, Regie: Sean Baker, Darsteller: Mikey Madison, Mark Eydelshteyn, Paul Weissman, ab 16, 139 min