
18.00/20.30
Ein ganz gewöhnlicher Tag in der chirurgischen Abteilung in einem Schweizer Krankenhaus. Schwerverletzte und Frischoperierte müssen versorgt werden, während privilegierte Privatpatienten nach Extrawürsten verlangen und das Pflegeteam aufgrund chronischen Personalmangels völlig unterbesetzt ist. Trotz der Hektik kümmert sich Flora (Leonie Benesch) fachkundig und mit voller Hingabe um ihre Patienten. Pausenlos voran, immer an vielen Orten zugleich erwartet, gefordert, erfleht: Eine lange Nachtschicht im Krankenhaus ist hier auf atemlose neunzig Minuten verdichtet. Schon nach kurzer Zeit fragt man sich, wie lange das noch gut gehen kann, wann diese kompetente Frau unter dem Druck nachgibt, die Geduld oder die Beherrschung verliert oder einen Fehler macht, der tödlich sein könnte. Jeder Kranke ist gefangen in der Unbedingtheit des eigenen Leidens, der eigenen Ängste, ohne Gedanken oder Gefühle für die Schicksale direkt nebenan. Forderungen nach lindernden Schmerzmitteln, nach klärenden Arztgesprächen, nach tröstender Vorbereitung auf eine Operation – jeder Patient ist schutzbedürftig und eine Zumutung zugleich. Fast dokumentarisch mutet der Film der Regisseurin Petra Volge immer wieder an , so als würde Leonie Benesch das gar nicht spielen, sondern leben. Spürbar ernst meinen es alle Beteiligten damit, dem überlasteten und gleichzeitig unterbezahlten Personal vieler Krankenhausstationen eine Liebeserklärung zu machen. Dass dieser eindringliche, mitreißende Film über eine Höllenschicht in der Chirurgie dazu beitragen kann, neues Personal für den Beruf zu mobilisieren, ist dennoch, leider, kaum zu erwarten.
Schweiz/Deutschland 2024, Regie: Petra Volge, Darsteller: Leonie Benesch, Sonja Riesen, Selma Adin, ab 6, 92 min