
18.00/20.30
In Wiesenwalde trank einst der berühmte Komponist Georg Philipp Telemann aus einem Brunnen und wurde so von einer schweren Krankheit geheilt. Auf dieser Legende beruht die gesamte kulturelle Identität des fiktiven brandenburgischen Provinzörtchens. Ansonsten ist hier nichts los. Doch nun soll sich alles ändern. Eine Crew aus Hollywood ist angereist und dreht, ebenso fiktiv, einen Film über den Zweiten Weltkrieg. Dabei ergeben sich absurde Situationen: Im Hof von Susanne (Meike Droste), der Bürgermeisterin, wird ein Panzer abgestellt, nicht mehr abgeholt und später von einem LKW angefahren. Sohn Tobi (Johannes Scheidweiler) chauffiert die Filmcrew, obwohl er die Führerscheinprüfung gar nicht bestanden hat. Man könnte also eine klamaukige Komödie erwarten, doch der Ton des Films ist eher melancholisch, fast schwermütig. Ein beständiger Grauschleier scheint über dem Ort zu liegen Die Anwesenheit von Hollywood lässt die stillen Sehnsüchte der Dorfbewohner zutage treten, mehr als nur ein belangloses Kaff zu sein. Eher nebenbei entsteht ein lakonischer Humor, etwa, wenn die Dorfbewohner unbeholfen versuchen, sich auf englisch zu verständigen. Der Regisseur Jannis Alexander Kiefer erkundet in seinem Debütfilm intensiv den Alltag und die Mentalität der Dorfbewohner. „Another German Tank Story“ passt sich ein in eine Reihe jüngerer Filme, die sich dem Leben in der ostdeutschen Provinz widmen.
Deutschland 2024, Regie: Jannis Alexander Kiefer, Darsteller: Meike Droste, Johannes Scheidweiler, Roland Bonjour, ohne Altersbeschränkung, 96 min