Die 20.30 Uhr-Vorstellung wird im englischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.
„Bei Ihnen entwickelt sich eine Demenz“, sagt der Arzt zu dem Isländer Kristofer (Egill Olafsson). Durch diese schockierende Diagnose wird dem 75-jährigen sofort klar, dass seinem Leben, zumindest dem bewusst wahrgenommenen, nur noch eine kurze Frist beschieden ist. Und ebenso schlagartig weiß er, welche noch offene Baustelle in seinem Leben er unbedingt noch schließen muss, bevor es zu spät dafür ist. Anfang der 1970-er Jahre war er aufgebrochen, nach London, um dort das quirlige Leben der britischen Hauptstadt aufzusaugen. Die schöne Japanerin Miko (Koki) lernte er dabei kennen und lieben, aber ebenso unverhofft, wie er sie getroffen hatte, verschwand die junge Frau auch wieder aus seinem Leben. Ganz offensichtlich spielte dabei deren tragische Familiengeschichte eine Rolle. Miko war, in zweiter Generation, ein atomic bomb survivor, eine Überlebende des Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Kristofer reist also 60 Jahre später wieder nach London, um Mikos Spur aufzunehmen, eine Suche, die ihn über England schließlich nach Japan führt. Diese Spurensuche bildet die Rahmenhandlung des Films des Regisseurs Baltasar Kormakur. Der renommierte isländische Filmemacher unterbricht sie immer wieder durch lange Rückblenden in das Londoner Leben des jungen Kristofer (gespielt von Palmi Kormakur). Intensiv taucht der Film ein in die pulsierende Atmosphäre des swinging London. Ein melancholisch-sanftes Liebesdrama mit tragischem Hintergrund, ein modernes Märchen.
Island 2024, Regie: Baltasar Kormakur, Darsteller: Egill Olafsson, Palmi Kormakur, Koki, ab 12, 121 min
Die ganze Welt erstickt in Chaos und Krieg. Die ganze Welt ? Nein, in Bhutan, einem kleinen buddhistischen Königreich im Himalaya, ist die Welt noch in Ordnung. Bis der junge König auf die Idee kommt, sein Volk glücklich zu machen, indem er ihm zuerst Zugang zu Fernsehen und Internet gibt und dann auch noch demokratische Wahlen einführt. Wir sind doch schon glücklich, denken sich die Untertanen verwirrt. Es ist doch alles gut, wie es ist, wen oder was sollen wir wählen und warum überhaupt ? Da schickt der Lama aus seiner abgelegenen Meditationsklause einen Mönch los, damit der bis zum Vollmond ein paar Gewehre besorge; er wolle eine wichtige Zeremonie durchführen, es müsse wieder Frieden einkehren. Leichter gesagt als getan in einem Land, in dem kaum einer eine Waffe besitzt und viele gar nicht wissen, wie ein Gewehr überhaupt aussieht. Der Regisseur Pawo Choyning Dorji beschäftigt sich in seinem Film mit den umwälzenden Veränderungen, die Bhutan in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat und die angekündigte geheimnisvolle Zeremonie spielt dabei eine zentrale Rolle. Aber was will der Lama mit dem Gewehr ?
Bhutan 2023, Regie: Pawo Choyning Dovji, Darsteller: Tandin Wangchuk, Tandin Phubz, Kelsang Choejay, ohne Altersangabe, 107 min
Eigentlich will Patrick (Cyril Guei) nur möglichst schnell und günstig mit dem Auto von Berlin nach Paris, wo seine hochschwangere Frau auf ihn wartet. Also mietet der Franzose ein Auto und bietet die verbleibenden Plätze als Mitfahrgelegenheit an. Vier Fremde sammelt er morgens um sieben ein, die alle dasselbe Ziel haben, aber sonst kaum unterschiedlicher sein könnten. Das sorgt für die nächsten Stunden auf engstem Raum für zahlreiche Reibereien und Konflikte. Wer wie tickt und wer was zu verheimlichen hat, enthüllt sich mit jedem Kilometer mehr. Richtig ernst wird es, als sich George (Leo Daudin), der fünfte im Wagen, als Flüchtling ohne Aufenthaltserlaubnis entpuppt. Da wird der Grenzübergang plötzlich zum riskanten Wagnis, das die Probleme der anderen als geradezu nichtig erscheinen lässt. Die aus Südfrankreich stammende und seit 20 Jahren in Berlin lebende Regisseurin Sylvie Michel inszeniert diese deutsch-griechische Co-Produktion als Gratwanderung zwischen Komödie und Drama, als rollendes Kammerspiel über Europa im kleinen. Erfrischend lebensecht ist das Spiel mit dem Sprachenmix aus Deutsch, Französisch, Englisch und Griechisch. Und der Kameramann Patrick Orth macht das beste aus dem beengten Raum, findet immer wieder neue Einstellungen und Blickachsen zwischen den Mitfahrenden. Einen sechsten Passagier gibt es auch noch, den Zuschauer. Der sitzt mittendrin im Geschehen.
Deutschland/Griechenland 2023, Regie: Sylvie Michel, Darsteller: Cyril Guei, Leo Daudin, Smaragda Karydi, Julie Kieffer, Samuel Schneider, ab 12, 100 min
Kooperationsveranstaltung mit dem Deutschen Auswandererhaus (DAH)
Die Filmvorführung ist eine Kooperation des Deutschen Auswandererhauses mit dem Koki und findet im Rahmen der Sonderausstellung „Über die Grenze muss man nicht weit: Polnisch-deutsche Geschichten ‒ 1871 bis heute“ statt. Die Ausstellung ist vom 12. Oktober 2024 bis zum 5. Januar 2025 im Deutschen Auswandererhaus zu sehen.
Vor dem Film lädt das Migrationsmuseum zu einer kostenlosen Führung durch die Sonderausstellung ein. Treffpunkt dafür ist um 16:30 Uhr im Foyer des Deutschen Auswandererhauses. Der Film beginnt um 18:00 Uhr (Eingang ACOMIS, Nordseite des Museums). Aufgrund der begrenzten Plätze ist sowohl für die Führung als auch für die Filmvorstellung eine Anmeldung unter info@dah-bremerhaven.de empfohlen.
Green Border
Angelockt von den Versprechungen des belarussischen Diktators Lukaschenko, haben Bashir und Amina mit ihrer syrischen Familie wie viele andere Geflüchtete 2021 den Flug nach Minsk gebucht, um von dort über die grüne Grenze nach Polen und dann zu ihren Verwandten in Schweden zu gelangen. Doch die Verheißung wird zur Falle. Zusammen mit Tausenden anderen steckt die Familie im sumpfigen Niemandsland zwischen Polen und Belarus fest, von den Grenzschützern beider Länder im streng abgeschirmten Sperrgebiet hin und her getrieben, abgeschnitten von jeder Hilfe.
Hier, am Rand der unermesslichen Białowieża-Wälder, kreuzen sich die Lebenswege unterschiedlicher Menschen – Geflüchtete, Beamte des polnischen Grenzschutzes und Aktivist:innen, die trotz des staatlichen Verbots versuchen, die in den Wäldern festsitzenden Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen. Inmitten dieser urwüchsigen Landschaft an der grünen Grenze entfaltet sich ein vielstimmiges Drama zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Zynismus und Menschlichkeit.
Die OSCAR®-nominierte Regisseurin Agnieszka Holland „hat kein Manifest, sondern einen hoch humanen, hellsichtigen und weisen Film gedreht, der es sich in seinen Beobachtungen nicht leicht macht. Weder sind die rettenden Aktivisten heilige Retter, noch sind die Grenzer rohe Bestien. Holland zeigt ihre moralischen Skrupel, die Streitigkeiten, die emotionalen Triggerpunkte dieser Menschen, ihre Verzweiflung und Hoffnung auf eine andere Welt. ‚Green Border‘ macht wütend, weil er zeigt, was ist. (…) Ganz Europa sollte ihn sehen, denn ganz Europa ist in diesem Film präsent, mit den hellen und den sehr dunklen Seiten.“ (AROUND THE WORLD IN 14 FILMS)
Im Rahmen der „Feministischen Woche“ vom 19.10. bis 30.10.2024 und in Kooperation mit dem Stadtjugendring Bremerhaven. Zu Beginn des Films wird die feministische Woche mit einigen Grußworten und der Vorstellung des Programms gestartet. Nach dem Film lädt das Organisationsteam alle herzlich zu einem Gedankenaustausch ein.
In dieser phantasievollen und farbenfrohen Komödie sprengt Barbie die Grenzen ihrer perfekt inszenierten, rosa Welt und begibt sich auf eine Reise in die reale Welt. Konfrontiert mit gesellschaftlichen Erwartungen und Geschlechterrollen, entdeckt sie ihre eigene Identität jenseits der Schönheitsideale und der ihr auferlegten Normen. Der Film wirft auf tiefgründige und humorvolle Weise Fragen auf, zu Selbstbestimmung, weiblicher Selbstermächtigung und den Herausforderungen patriarchaler Strukturen. „Barbie“ ist eine starke, inspirierende Geschichte über den Mut, sich selbst zu definieren und die eigene Stimme zu finden.
USA 2023, Regie: Greta Gerwig, Darsteller: Margot Robbie, Ryan Gosling, Will Ferrell, ab 6, 114 min
Am 27. September 1950 wurde in der Volkskammer der DDR das „Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau“ und damit formal die Gleichberechtigung beschlossen. Der Regisseur Torsten Körner versammelt in seinem Film 15 Frauen aus ganz verschiedenen Gesellschaftsbereichen, die über ihre Erfahrungen als Frauen in der DDR berichten. Da ist die Schauspielerin Katrin Sass, die Schriftstellerin Katja Lange-Müller und Tina Powileit, Schlagzeugerin in der Band von Gundermann. Außerdem kommen „Heldinnen der Arbeit“ zu Wort wie die erste weibliche LPG-Vorsitzende und mit Potsdams erster Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke ist auch eine Politikerin vertreten. In den Erinnerungen der unterschiedlichen Frauen wird deutlich, dass die Gleichberechtigung auch in der DDR alles andere als vollendet war. Eine berufliche Karriere im Vergleich zu den Männern bleib ihnen meist verwehrt. Männerdominanz und Sozialismus schlossen einander nicht aus. Archivaufnahmen von Männern, die am Internationalen Frauentag ausnahmsweise und völlig unbeholfen gönnerhaft den Kaffee einschenken, zeugen davon.
Deutschland 2024, Regie: Torsten Körner, Darsteller: Amrei Bauer, Kerstin Bienert, Anke Feuchtenberger, ab 12, 104 min
Venedig um das Jahr 1800, das Waisenhaus Sant‘ Ignazio. Die klosterähnliche Einrichtung besitzt eine Besonderheit, zum Alltag gehört Musikerziehung dazu. Hier lebt Teresa (Galatea Bellugi), genannt die Stumme. Tatsächlich aber ist vom Klostervorsteher und Musiklehrer Perlina (Paolo Rossi) mundtot gemacht worden – nach einem traumatischen Ereignis. Das wird später noch eine entscheidende Rolle spielen. Eines Tages wird ausgerechnet Sant‘ Ignazio für einen Besuch des frisch gewählten Papstes ausgewählt – und der alternde Perlina soll ein großes Musikstück zu dem Anlass schreiben, befindet sich jedoch in einer schweren Schaffenskrise. Von ihm unbemerkt, treffen sich jede Nacht Teresa und vier weitere Mädchen des Klosters zum Musizieren und schaffen eigene Kompositionen. Sie schmieden einen verwegenen Plan für den Besuch des Papstes, der für Perlina nichts gutes verheißt. Mit der Beschwingtheit eines Musicals erzählt die Regisseurin Margherita Vicario diese Emanzipationsgeschichte aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Armut, Leid, Vergewaltigung und Verrat singen und musizieren diese jungen Frauen einfach weg. Ein flauschig-leichter Kostümfilm, ein mitreißendes Barockmusical mit einer zu Herzen gehenden Geschichte.
Italien 2023, Regie: Margherita Vicario, Darsteller: Galatea Bellugi, Carlotta Gamba, Paolo Rossi, ab 12, 106 min
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