10.1. | Joyland

18.00/20.30

Haider (Ali Junejo) ist der jüngste Sohn einer konservativen pakistanischen Großfamilie. Während seine zielstrebige Frau Mumtaz (Rasti Farooq) als Kosmetikerin Geld verdient, kümmert er sich um die Familie, doch ohne Einkommen und ohne Nachwuchs entspricht Haider in keiner Weise den Vorstellungen seiner Familie. Schließlich gibt er dem Druck nach, einen Job zu finden und heuert bei einem erotischen Tanztheater an. Dort fällt seine Aufmerksamkeit auf die transsexuelle Tänzerin Biba (Alina Khan) und schon bald muss er sich eingestehen, dass er sich in sie verliebt hat. Dem Regisseur Saim Sadiq ist mit seinem Filmdebüt ein erstaunlicher Film gelungen. Seine revolutionäre Kraft, die bestehende gesellschaftliche Ordnung zu hinterfragen, kommt auf sehr leisen, gefühlvollen Sohlen daher. Familiäre Strukturen, die klassische Rollenverteilung, gängige Männlichkeitsbilder – die Figuren im Film ringen mit den gesellschaftlichen Erwartungen – und mit sich selbst. Das gefiel im streng islamischen Pakistan nicht jedem. „Joyland“ wurde nur kurz in wenigen Großstädten wie Lahore und Karatschi im Kino gezeigt und dann auf Druck der mächtigen Mullahs gestoppt.

Pakistan 2022, Regie: Saim Sadiq, Darsteller: Ali Junejo, Rasti Farooq, Alina Khan, ab 12, 126 min

3.1. | Heaven can wait – Wir leben jetzt

18.00/2030

Unter 70 braucht man gar nicht erst vorzusingen. Der Chor „Heaven can wait“ aus Hamburg hat es sich zum Ziel gesetzt, das Leben jenseits des Ruhestands mit der ansteckenden Kraft der Musik zu feiern. Wilhelm, Wolfgang, Inge, Monika, Joanne und Volli singen aus vollem Halse und mit tiefer Inbrunst Lieder von Sarah Connor, Frida Gold, Mark Forster und Deichkind. Der Dokumentarfilmer Sven Halfar hat sie dabei über mehrere Monate begleitet. Alle Chormitglieder haben ein langes Leben geführt. Die Kamera fängt die einzelnen Schicksale auf verschiedenste Weise ein, ohne dass sich zu viele gesprochene Worte in den Vordergrund drängen. Lange Bildeinstellungen auf die markanten Gesichter der Sänger, lange Blicke in die Wohnungen, in denen sich Erinnerungen und Krimskrams stapeln, nahe und halbnahe Einstellungen während der Gesangsauftritte; der Film feiert mit seinen Protagonisten das Leben, das Hier und Jetzt. Dabei gelingt Sven Halfar eine sensibel austarierte Balance zwischen Empathie und filmischer Distanz. Der Tod ist ein Teil der Gemeinschaft, aber schwebt nie wie ein Damoklesschwert über den Sequenzen, ist nie so groß wie das Ja zum Leben.

Deutschland 2023, Regie: Sven Halfar, Dokumentarfilm, ohne Altersangabe, 103 min

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