18.09 | Love Lies Bleeding dt.

18.00/20.30

Die 20.30-Uhr-Vorstellung wird in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt

Schauplatz der Handlung: New Mexico, Kleinstadt, 1989. Jedoch, wer jetzt einen zu Herzen gehenden Retro-Film vor malerischer Kulisse erwartet, könnte nicht falscher liegen. Wir sehen geradezu das Stereotyp eines heruntergekommenen, männerdominierten amerikanischen Städtchens. Dort arbeitet Lou (Kristen Stewart) in einem versifften Fitness-Studio. Das Reinigen verstopfter Toiletten gehört genauso zu ihren Aufgaben wie die Leerung zum Bersten gefüllter Mülleimer. Detailliert gezeigt werden diese Tätigkeiten ebenso wie die verschwitzten Körper der Macho-Männer; ihre Waffen dürfen auch nicht fehlen. In diese trostlose Situation platzt die Ankunft der Body-Builderin Jackie (Katy O’Brian). Lou und Jackie fühlen sich sofort magisch angezogen voneinander und beginnen eine leidenschaftliche Beziehung. Das bietet Lou endlich die Chance auf Befreiung aus dem Kleinstadtmief und auch aus ihren toxischen Familienverhältnissen. Ihre Tante Beth (Jena Malone) wird von ihrem untreuen Mann JJ regelmäßig misshandelt. Lou selbst hat ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Vater, einer lokalen Verbrechergröße, ihre Mutter ist verschwunden. Als Beth nach einem weiteren brutalen Übergriff von JJ im Krankenhaus liegt, brennen bei der mit Steroiden vollgepumpten Jackie die Sicherungen durch; sie schlägt JJ brutal zusammen. Lou versucht daraufhin, die Leiche zu entsorgen und den Verdacht auf ihren verhassten Vater zu lenken. Ein wildes Katz- und Maus-Spiel beginnt. Die Regisseurin Rose Glass zeigt das ganze Geschehen exzessiv mit viel Blut und Gewalt. Dabei herausgekommen ist eine Mischung aus Thriller, Neo-Noir, makabrem Humor, aber auch Romanze und noch einigem mehr.

USA 2024, Regie: Rose Glass, Darsteller: Kristen Stewart, Katy O’Brian, Dave Franco, ab 16, 104 min

25.09. | Führer und Verführer

18.00/20.30

Als Adolf Hitler nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs im März 1938 nach Berlin zurückkehrt, wird ihm ein triumphaler Empfang bereitet. Die Menschen jubeln ihm zu, ein Mädchen streckt ihm eine Rose entgegen. Alles ein Werk des Propagandaministers Joseph Goebbels und seiner Mitarbeiter. Goebbels fährt in „Führer und Verführer“ durch die Straßen, um die Vorbereitungen zu überprüfen. „Wir schaffen die Bilder, die bleiben werden“, sagt der Minister zu seinen Abteilungsleitern, die Bilder aus der Wochenschau, wie der „Führer“ die Ovationen der jubelnden Menge entgegennimmt. Der Regisseur Joachim Lang leuchtet tief hinein hinter die Kulissen der Inszenierung des Dritten Reiches; er zeigt, wie Propaganda funktioniert und wie perfekt das NS-Regime sie beherrschte. Deshalb steht auch der Propagandaminister im Mittelpunkt des Films, man blickt auf die Nazi-Clique aus seiner Sicht. „Führer und Verführer“ liefert eine Innenansicht der Macht in Nazi-Deutschland zwischen 1938 und 1945, treibt es aber mit der filmischen Anpassung nicht allzu weit. Robert Stadtlober (Joseph Goebbels) deutet den rheinischen Dialekt des Propagandaministers nur an und Fritz Karl als Adolf Hitler lässt den eher im Plauderton sprechen, ohne das inszenierte Gekreische und das Pathos der öffentlichen Auftritte des Diktators.

Deutschland 2024, Regie: Joachim Lang, Darsteller: Robert Stadtlober, Fritz Karl, Franziska Weisz, ab 12, 135 min

7.8 | Golda – Israels eiserne Lady

18.00/20.30

Am 6. Oktober 1973 beginnt der Jom-Kippur-Krieg. Syrien und Ägypten greifen Israel an zwei Fronten an, die Syrer auf den Golanhöhen, die Ägypter überqueren den Suezkanal. Vorrangiges Kriegsziel: Die Befreiung der von Israel im sogenannten Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 besetzten Gebiete. „Golda“ schildert diesen 19 Tage dauernden Krieg aus der Sicht der israelischen Premierministerin Golda Meir. Helen Mirren spielt die Ministerpräsidentin als eine alte Dame mit zwei Gesichtern. Das eine ist das öffentliche einer ikonisch unbeugsamen Staatschefin und einzigen Frau inmitten der Generäle Dajan, Elazar und Scharon. Und das andere ist das private einer zerbrechlichen Krebskranken, die heimlich Bestrahlungen im Krankenhaus absolviert und von Alpträumen gepeinigt wird. Und vielleicht wurde in einem Film noch nie so überzeugend die Wirkung von Nikotin als beruhigendem Nervengift demonstriert. Die Kettenraucherin qualmt sogar auf dem Krankenbett. „Golda“ ist ein Kriegsfilm ohne wirkliche Kriegsbilder. Das militärische Geschehen auf den Schlachtfeldern bleibt im Off, es wird nur durch Funkmitschnitte und Lagebesprechungen vermittelt. Fast ein Kammerspiel, verteilen sich die Schauplätze zwischen Büroräumen und der Wohnung der Ministerpräsidentin – aber mit der Qualmwolke, die Golda Meir stets umgibt, scheint beißender Schlachtengeruch überallhin vorzudringen.

Großbritannien 2022, Regie: Guy Nattiv, Darsteller: Helen Mirren, Liev Schreiber, Rami Heuberger, ab 12, 100 min

14.8. | Problemista

18.00/20.30

Beide Vorstellungen werden in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Der Großstadtdschungel von New York ist die neue Heimat des salvadorianischen Einwanderers Alejandro (Julio Torres). Er jobbt in einer Kryonik-Firma, in der Menschen in Gefriertruhen-Särgen darauf warten, eines Tages wiederaufgetaut zu werden. Dort ist er zuständig für den Künstler Bobby. Als er nach einem kleinen Fehler die Kündigung erhält, wird er zum Assistenten von Bobbys Witwe und Nachlassverwalterin, der überspannten Kunstkritikerin Elizabeth. Tilda Swinton verkörpert diese Frau mit feuerroten Locken und jeder Menge exzentrischer Facetten zwischen bizarr böser Hexe und großzügiger Gönnerin. Julio Torres ist in diesem Film omnipräsent. Selbst Einwanderer aus El Salvador, übernimmt er nicht nur die Hauptrolle, er ist auch Regisseur und Autor, er spielt sich quasi selbst. Und so gelingt es ihm auch ganz hervorragend, die Prozesse der amerikanischen Einwanderungsbürokratie als surreal absurden Hindernislauf zu entlarven.

USA 2023, Regie: Julio Torres, Darsteller: Julio Torres, Tilda Swinton, Isabella Rossellini, 104 min

21.8. | Kinds of Kindness

18.00/20.30

Die 20.30-Uhr-Vorstellung wird in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt

Drei Episoden hat dieser Film und jede von ihnen behandelt einen wichtigen Teil des menschlichen Lebens. Da ist der Arbeitsplatz, da ist die Ehe und da ist die Religion. Im ersten Teil sehen wir Robert, der eine Art Sklave seines Chefs ist. Bis in die intimste Lebensgestaltung bestimmt er über Roberts Alltag. Im zweiten Teil begegnet uns der Polizist Daniel, dessen Frau bei einem Schiffbruch verschollen ist. Als sie wiederkommt, kann Daniel nicht glauben, dass sie es wirklich ist; allzu sehr verändert verhält sich die Zurückgekehrte. In Teil drei suchen die Sektenmitglieder Emily und Andrew im Auftrag ihres Gurus Omi nach einer Heilsbringerin, die Tote zum Leben erwecken kann. Auf ganz besondere Art sind alle drei Episoden miteinander verbunden. In allen drei Teilen sind dieselben Schauspieler (Jesse Plemons, Willem Dafoe und Emma Stone) im Einsatz, in jeweils verschiedenen Rollen. Regisseur Yorgos Lanthimos geht es um allgegenwärtige menschliche Themen, Abhängigkeit und Willkür, Entfremdung und Verlust, ideologischen Wahn, kurz, um die weniger schönen Seiten menschlicher Beziehungen. Der Titel „Kinds of Kindness“ kann nur als blanker Zynismus verstanden werden, der sich bisweilen in blutige Grausamkeiten steigert – abgeschnittene Finger in Bratpfannen gehören dazu. Wer sich darauf einlassen kann, sieht einen Film, der sich satirisch und schwarzhumorig über die Absurdität zahlreicher sozialer Normen und Konventionen hermacht.

USA 2024, Regie: Yorgos Lanthimos, Darsteller: Emma Stone, Jesse Plemons, Willem Dafoe, ab 16, 164 min

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